Thomas Engst

Das Buch “Mein Jahr als Jäger und Sammler: Was es wirklich heißt, von der Natur zu leben” bildet den vorläufigen Schluss meiner Lesereihe von John Lewis-Stempel und hat mir gezeigt, dass es wohl keine gute Idee ist, drei Bücher des selben Autors in kurzer Reihenfolge zu lesen. Daher fällt diese Kritik womöglich etwas harscher aus, als sie sein sollte. Denn das Buch ist wie gewohnt gut geschrieben aber das Thema ist das bisher schwächste und wirkt nicht nur an einer Stelle etwas weltfremd.

Der Autor  übernimmt kurzer Hand einen betagten Bauernhof im entlegensten Winkel von England. Besser gesagt, die Ruine eines solchen. Die Familie zieht also mit Sack und Pack in das neue Domizil und sieht sich bald mit der Realität konfrontiert, die jeden trifft, der ein so altes Gemäuer besitzt und auf Vordermann bringen will oder möchte. Die Finanzen. Um die Familie monetär zu entlaste, beschließt John, ein Jahr lang nur von dem zu leben, was er auf seinem 16 ha großen Grundstück erlegen und/oder sammeln kann.

Wieso er sich dem zeitaufwändigen Jagen und Sammeln widmet, anstatt einen Nebenjob auszuüben bleibt sein Geheimnis. Aber irgendein Grund für das vorliegende Buch muss es ja geben. Seine Erlebnisse und ernüchternden Erkenntnisse schildert er in gewohnt flotter und informativer Art und Weise. Das war es auch, was mich bei der Stange gehalten hat. Dennoch hinterfragte ich die Intentionen des Autors öfter als in den vorherigen Büchern.

Einen weiteren positiven Aspekt habe ich mir auf meinem Notizzettel angestrichen und möchte diesen noch erwähnen. Der Jahresverlauf sowie die veränderte Sicht des Autors auf die Natur, das notwendige Töten sowie die Entbehrungen in den Wintermonaten werden eindrucksvoll beschrieben und lassen die “Wildnis” da draußen in einem anderen Licht erstrahlen und halten uns vor Augen, dass Dinge wie Kaffee, Brot, Salz etc. gar nicht so selbstverständlich sind, wie wir manchmal denken mögen.

Unterm Strich bleibt zu sagen, wer sich für Themen wie Selbstversorgung oder Naturbeobachtungen interessiert, kann mit dem Buch durchaus seine Freude haben. Alle anderen schauen vielleicht erstmal in der örtlichen Bücherrei nach.