Thomas Engst

In diesem Jahr hatte ich die für mich neuartige Gelegenheit den Sommer im Leben eines Storchenpaares aus der Nähe zu beobachten. Seit das Männchen am 13. März das Nest für die kommende Saison vorbereitet hatte und das Weibchen nur kurze Zeit später folgte, lag ich mit der Kamera auf der Lauer und bemühte mich um ein paar Schnappschüsse.

Aber auch ohne Kamera waren meine Gedanken öfters bei den beiden edlen Vögeln, trotzten sie doch Wind und Wetter.

Als Ende März der Schnee nach Sachsen-Anhalt zurückkam und die Temperaturen nochmal eisig wurden, harrten die beiden Elterntieren in ihrem Nest aus und stellten sich den Widrigkeiten. Besonders beeindruckend fand ich die Szenerie eines Morgens, als sich beide Tiere stolz erhoben, die Glieder streckten mit einer stoischen Ruhe den Schnee aus dem Gefieder schüttelten.

Mit der Zeit gesellten sich drei Jungtiere zu ihnen und damit auch die Betriebsamkeit. Ab nun waren die Eltern voll und ganz mit der Aufzucht beschäftigt. Das Männchen (vermute ich) folg in einer Tour neue Nahrung herbei.

Das morgendliche und abendliche Klappern war bereits nach kurzer Zeit eine schöne Ergänzung der dörflichen Geräuschkulisse.

Ebenfalls unvergessen sind die ersten Flugversuche der Jungvögel. Bei dem ungelenken Anblick hätte ich nie gedacht, dass sie mal majestätische Flugkünstler werden. 

Nun, Ende August, sitze ich hier und schreibe diese Zeilen mit einer gewissen Wehmut, denn die innere Unruhe der Tiere hat sie wieder in den Süden gerufen und ich bleibe mit allerhand Fragen zurück. Wieso finden die Jungvögel alleine ihr Ziel am Ende der Reise? Wie merken sie sich den Ort geeigneter Nistplätze? Was macht ein Elternteil, wenn der Partner vom Weg abkommt oder aus anderen Gründen die Reise nicht übersteht?

Ob und wann sie im nächsten zurückkehren vermag ich nicht zu sagen. Auch weiß ich nicht, ob es dieselben Tiere handelt werde ich wohl nie herausbekommen. Ich wünsche ihnen allen fünf eine gute Zeit sowie eine sichere Hin- und Rückreise. Ich werde in der Zwischenzeit auf sie warten und auf ihr Nest aufpassen.

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