Thomas Engst

Heut mal eine Pflanze aus der Kategorie “Schönheit kommt von innen”. Es müssen nicht immer die knalligsten und größten Pflanzen sein, welche für Aufsehen sorgen. Nicht selten sind die unscheinbarsten Vertreter der Pflanzenwelt die interessantessten. So auch der Fichtenspargel (Hypopitys monotropa).

Hypopitys monotropa ist eine blattgrünlose, ausdauernde, krautige Pflanze, die ein Rhizom zur Überdauerung ausbildet. Diese Art unterscheidet sich durch die blass gelblich-braune Farbe der fleischigen, wachsartigen Blütenstände von fast allen anderen in Mitteleuropa heimischen Gefäßpflanzen. Verwechslungsgefahr besteht allenfalls mit dem Widerbart (Epipogium aphyllum) oder der Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis). Nur die Blütenstände erscheinen über der Erde.

Die Laubblätter sind zu Schuppen reduziert. Am Ende des 10 bis 30 Zentimeter langen Stängels befinden sich in einem nickenden traubigen Blütenstand die 2 bis 15 (oder 1 bis 30, je nach Unterart, siehe: Systematik) Blüten. Die Blüten sind meist vierzählig, aber die Endblüte ist zumeist fünfzählig.

Hypopitys monotropa

Die Art Hypopitys monotropa besiedelt ein weites Spektrum von Habitaten, von Weidengebüschen in Küstendünen bis hin zu Gebirgsnadelwäldern. Typischer Lebensraum sind feucht-schattige Laub-, Nadel- und Mischwälder, wobei aufgrund der heterotrophen Ernährungsweise (s. o.) auch lichtärmste Biotope noch besiedelt werden können. Auch das Wärmebedürfnis des Fichtenspargels ist gering, wie die extreme Vertikalverbreitung von der planaren bis in die subalpine Höhenstufe sowie die Vorkommen jenseits des Polarkreises zeigen.

Im Gegensatz zu grünen, autotrophen Pflanzen kann der Fichtenspargel die zu seiner Ernährung benötigten Kohlenstoffverbindungen nicht selbst aus anorganischen Stoffen aufbauen. Daher bezieht er sie von Pilzen, die seine Wurzeln mit einem dichten Hyphengeflecht umspinnen und somit die Versorgungmit Nährstoffen sicherstellen.

Monotropa hypopitys in dichter Kiefernstreu.

Die Blüten werden von Insekten bestäubt (Hummeln), denen Nektar als Belohnung angeboten wird. Daneben sind die Blüten aber wahrscheinlich auch zur Selbstbestäubung (Autogamie) fähig, wie nicht zuletzt der sehr hohe, fast immer vollständige Fruchtansatz zeigt. Der ausdauernde, trockene Stängel von Monotropa hypopitys ist elastisch, die zahlreichen Samen sind extrem klein und leicht.

Eine Besonderheit in Hinblick auf die Unterscheidung zu Orchideen gibt es aber. Während der Fichtenspargel unter den Heidekrautgewächsen eine Ausnahme darstellt, gibt es unter den Orchideen weltweit etwa 100 Arten, bspw. Vogel-Nestwurz, die in ähnlicher Weise mykotroph leben. Bei Orchideen dringen die Pilze jedoch in die Wurzeln ein und bilden dort Haustorien, die einen wesentlich intensiveren Stoffaustausch ermöglichen als bei dem oberflächlichen Kontakt im Falle des Fichtenspargels. Daher können mykotrophe Orchideen auf die Ausbildung eines Wurzelwerks verzichten und gleich ihre Blütenstände hervorbringen. In Sachsen-Anhalt gilt diese alt als “gefährdet”.