Thomas Engst

Die Sonnenstrahlen am vergangenen Sonntag lockten mich mal wieder in die Natur. Genauer gesagt in den Südharz bei Sangerhausen. Natürlich waren die Stempelstellen der Harzer Wandernadel eine erneute Triebfeder für mich. Der Südharz hat nichts mit dem “richtigen” Harz zu schaffen, steht diesem aber landschaftlich in Nichts nach. Durch seine gipshaltigen Böden ist dieser Lanschaftsteil ein Schlaraffenland für jeden Botaniker. Geologen erfreuen sich derweil an den zahlreichen Dolinen, Karsthöhlen und Schwindlöchern. Schwindloch ist auch das Stichwort der ersten Stempelstelle des Tages.

Der Bauerngraben (Stempelstelle 213) ist ein wahres Highlight in der Gegend um Roßla. Der sich hinter dem Namen verbergende See gehört zu den wohl ungewöhnlichsten Erscheinungen der Südharzer Gipskarstlandschaft. Bei diesem außergewöhnlichen Naturphänomen handelt es sich um eine bis zu 15 Meter tiefe Senke rund zwei Kilometer südöstlich von Breitungen. Diese Senke wird im Süden von einer etwa 60 Meter hohen Steilwand begrenzt und mißt ca. 350 Meter in der Länge und 100 Meter in der Breite. In den Bauerngraben fließt der im Harz entspringende Glasebach hinein. Sein Wasser verschwindet dort im Untergrund.

Der Bauerngraben (Stempelstelle 213) bei Roßla ist ein lohnendes Ausflugsziel. Mit oder ohne Wasser.

Wer die Chance hat, dieses schöne Fleckchen Erde zu besuchen, der sollte sich auf jeden Fall auf die Socken machen. Diesen See wasserführend zu sehen, kommt nicht alle Tage vor. Von diesem malerischen See aus führte die Tour über schöne und verschlungene Waldwanderwege zur Schönen Aussicht Hainrode (Stempelstelle 210). Die Ortschaft Questenberg liegt nun zwar auf der Strecke, aber ich lasse sie erstmal links liegen. Der Wanderweg dahin führte außerdem durch herrlich duftende Streuobstwiesen samt bunt blühenden Wegrändern. Jetzt ist genau die richtige Zeit um diese Gegend zu besuchen.

Streuobstwiesen bei Questenberg.

Die Aussicht ist bei schönem Wetter durchaus atemberaubend, sieht man doch den nahen Kyffhäuser samt Denkmal sowie die Ansätze des Wipperdurchbruches. Leider war es am Sonntag für eine spektakuläre Weitsicht etwas zu diesig. Obendrein war die Stempelstelle leider defekt. Unholde hatten den Stempel geklaut. Möge sie der Blitz treffen.

Nette Information zur Stempelstelle 2010: diese markiert den Mittelpunkt des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz und zeigt dies mit einem großen Wegweiser, auf dem alle deutschen Biosphärenreservate markiert sind.

Am Mittelpunkt des Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz markiert ein Wegweiser alle deutschen Biosphärenreservate.

Nachdem das Örtchen Questenberg bisher unbeachtet geblieben war, kommt es hier nun zum (vorerst) großen Showdown. Mit der namensgebenden Queste (Stempelstelle 212), hoch oben über den Dächern des Dorfes, findet die erste Etappe der Tour ihren Abschluss. Der Aufstieg zur Queste ist kurz aber knackig. Zum Glück sind die Wege befestigt und durch ein Geländer gesichert. Der Ausblick vom Gipfel aber entschädigt für so manche Strapaze.

Blick auf Questenberg (oben) und die namensgebende Queste (unten).

Für alle die mal in der Gegend weilen, sollte die Wirtschaft “zur Queste” auf der To-Do Liste stehen. Dieses sehr zu empfehlende Gasthaus bietet neben Hausmannskost auch keltische Küche zu sehr akkuraten Preisen an. Ich für meinen Teil kann euch die Dinkelpfannkuchen empfehlen.

Nach kurzer Rast lag mit der Moltkewarte (Stempelstelle 209) ein gutes Stück Weg vor mir. Dieser nördlich der Rosenstadt Sangerhausen errichtete Aussichtsturm liegt versteckt in einem Wäldchen und wird erst kurz vor dem Erreichen sichtbar. Viel eher sichtbarer wird allerdings die Bergbauhalde “Hohe Linde”. Dieses Wahrzeichen der Stadt Sangerhausen ist wahrlich ein imposantes Gebilde. Interessierte bekommen am 26. August 2018 erneut die Gelegenheit sie zu erklimmen.

Der Aussichtsturm Moltkewarte (oben) und die Hohe Linde (unten) sind nur zwei der zahlreichen Sehenswürdigkeiten nahe der Rosenstadt Sangerhausen.

Die letzen beiden Ziele an dem Tag können leider nur kurz erwähnt werden, da es bereits später Nachmittag war und die Lebensgeister meiner Kamera bereits Feierabend gemacht haben. Zum Berbaulehrpfad Wettelrode (Stempelstelle  222) gibt es aus meiner Sicht nicht viel zu sagen. Wer sich für die Bergbaugeschichte der Gegend interessiert, der kommt sicherlich durch den sehr gut restaurierten und anschaulich gestalteten Lehrpfad auf seine Kosten. Ebenso verhält es sich mit der Ruine der Grillenburg (Stempelstelle 208). Für weniger laienhafte Menschen wie mich, ist es sicherlich eine ganz andere Erfahrung. Die bereits mehr als 1000 Jahre alte Anlage trieft geradezu vor Geschichte. Leider saß mir dann doch die Zeit im Nacken und ich konnte der Burg nicht die Aufmerksamkeit widmen, die ihr gebührt.

Unterm Strich wanderten 6 Stempel in mein Heft und unzählige Eindrücke in mein Herz. Von den gesehenen Pflanzenarten werde ich an anderer Stelle berichten. Ich bin immer noch ganz begeistert von der Landschaft des Südharzes und freue mich auf ein Wiedersehen mit dieser schönen Landschaft.