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Vergangenes Wochenende lockten mich die frühlingshaften Temperaturen einmal mehr in Deutschlands nördlichste Mittelgebirge. Das schöne Wetter lud gerade dazu ein, durch den Harz zu wandern und weitere Stempel der Harzer Wandernadel zu ergattern. Auf dem Programm stand eine Runde, die ich bereits dreimal geplant hatte, aufgrund von schlechtem Wetter aber mehrmals verschieben musste. Startpunkt war das malerische Dörfchen Altenbrak. Erste Stempelstelle des Tages war die Ruine der Schöneburg (Stempelstelle 63). Der Weg führte über einen schmalen Waldpfad leicht bergauf und erlaubte einen Blick auf die im Tale liegenden Häuschen und einen von Sturm und Borkenkäfer gebeutelten Wald. Dieser Anblick, Borkenkäfer und Sturmschäden, sollte im Laufe des Tages mehrmals auftauchen. Die Schöneburg ist auf einem schmalen, von der Bode in einer Nordschleife umflossenen Felsrücken, 441 m über NN oberhalb von Altenbrak gelegen. Von ihr ist keine urkundliche Nachricht bekannt. Eine Nennung als Schonburg durch Merian im Jahre 1654 ist die einzige historische Quelle. Die Schöneburg gehört zu denjenigen Burgen im Harz, welche vollstädnig vom Erdboden verschwunden sind. War die Schöneburg überhaupt eine Burg oder befand sich an jener Stelle nur ein Wartturm oder lediglich ein Jagdhaus? Einige Chronisten aus dem 19. Jahrhundert berichten allerdings, dass damals noch einige verschüttete, von Gehölz überwucherte Ruinen und ein in Stein gehauener Graben an ein altes “Raubschloß” erinnerten. Da aber etwa um 1200 in den diversen Urkunden die Besitzer von Burgen des Harzen erwähnt werden, die Schöneburg hingegen nie genannt wird, müsste deren Zerstörung bereits vor dieser Zeit erfolgt sein. Einerseits ist der Name Schöneburg durch die traumhafte Lage gerechtfertigt, andererseits dadurch, dass zwei wichtige Fuhrwege in die Nähe vorbeiführten. Der eine durchschnitt bei Wendefurth die Bode und erreichte über das Mühlental Hasselfelde und den Südrand es Harzes.
Nächste Station war das Gasthaus Todtenrode (Stempelstelle 65). Das Gasthaus bietet neben der direkt am Eingang befindlichen Stempelstelle auch eine sehr zu empfehlende Küche zu angenehmen Preisen. Nicht weit entfernt, befindet sich bereits die dritte Stempelstelle des Tages und bietet erneut einen schönen Blick auf die Landschaft und das zu Füßen liegende Dorf Altenbrak. Der Böse Kleef (Stempelstelle 64).
Nach einer kurzen Rast im bereits erwähnten Gasthaus galt es in eine etwas entfernte Region des Harzes zu wandern. Von Thale aus gingt es per Pedes und ÖPNV in die Region um Friedrichsbrunn. Der Laubtalblick (Stempelstelle 191) markierte den vierten Stempel des Tages und ist eine besondere Stempelstelle. Dieser Stempel ist mein 111. und symbolisiert damit das Bergfest.
Das Laubtal, durch das der „Große Uhlenbach“ fließt befindet sich zwischen Friedrichsbrunn und dem Forsthaus Uhlenstein. Der heutige „Friedrichsbrunnen“ ist ein Wahrzeichen des Ortes, der schon vor Jahrhunderten ein beliebter Rastplatz für Kaufleute, Jäger, Krieger und Söldner an der alten Reichsheerstraße Quedlinburg-Nordhausen war. Im Jahr 1754 rastete König Friedrich II auf einer Inspektionsreise am damals noch „Ungetreuer Brunnen“ genannten Rastplatz. Auf Geheiß des Königs siedelten sich in den Jahren zwischen 1773 und 1775 Familien als Kolonisten an. Der neu entstandene Ort erhielt die Bezeichnung Friedrichsbrunn und der Brunnen wurde in „Friedrichsbrunnen“ umbenannt. Bereits im Jahr 1884 begann die touristische Entwicklung des beschaulichen Ortes Friedrichsbrunn, der heute ein beliebtes Urlaubsziel im Bodetal ist. Auf den weitreichenden Wälder und Wiesen der Umgebung kann man selten gewordene Pflanzen, wie Arnika, Türkenbundlilie, Seidelbast, Herbstzeitlose bewundern, nicht zu vergessen das Flächennaturdenkmal „Trollblumenwiesen“.
Als letzte Station des Tages ging es dann erneut in eine andere Region des Harzes. Nach Wippra. Mit der Wippertalsperre (Stempelstelle 219) fand ein sehr schöner Wandertag seinen gelungenen Abschluss. Der Weg zur Stempelstelle führte erneut durch einen von Sturm und Borkenkäfer gebeutelten Wald. Alle Bäume (!), die nicht durch die Stürme der letzten Zeit umgeworfen wurden, sind vom Borkenkäfer befallen und werden wohl auch bald das Zeitliche segnen.
Der Anblick der Wippertalsperre entschädigte allerdings für die unschönen Bilder. Die Wippertalsperre ist das einzige Talsperrenbauwerk im Flussbereich der Wipper. Sie wurde 1951/ 52 als Vorsperre errichtet. Sie diente der Brauchwasserversorgung, insbesondere um genügend Wasser für den Kupferschieferbergbau in der Region bereitzustellen. Mit dem in die Staumauer integrierten Wasserkraftwerk wird Strom aus Wasserkraft gewonnen und auch die Naherholung spielt mittlerweile an der 2,2 km langen und 190m breiten Talsperre eine große Rolle. Der Bau einer Hauptsperre war zwar angedacht, jedoch wurde er nicht verwirklicht. Die Wipper hat ihre Quelle in der Nähe des Auerbergs bei Stolberg im Harz. Sie schlängelt sich über rund 85 Kilometer bis nach Bernburg, wo sie in die Saale mündet. Das Abflussvermögen der Wipper ist gering, sodass es im jetzigen Zustand auch schon bei kleineren Hochwassersituationen zu Ausuferungen kommt. Die Wippertalsperre besitzt nur eine geringe Hochwasserschutzwirkung. Nach dem Hochwasser 1994, mit einer Schadenssumme von über 17 Mio. €, kam im Zuge der Erarbeitung einer Hochwasserschutzkonzeption Sachsen-Anhalt der Bau eines zusätzlichen „Grünen Rückhaltebeckens“ oberhalb von Wippra ins Gespräch. Mit dem Bau an dem Trocken-becken, welches an der Stelle der damals geplanten Hauptsperre errichtet wird, wurde im Juli 2014 begonnen.
Am Ende des Tages sind 4 neue Stempel in mein Heft gewandert. Insgesamt sind es nun 112 und damit über die Hälfte der zu sammelnden Stempel. Ich habe mal den bisherigen Zwischenstand auf der nachfolgenden Karte für euch visualisiert. Wie unschwer zu erkennen ist, sind die meisten roten Fahnen im westlichen Teil des Harzes. Dieser Teil des Mittelgebirges ist für mich überwiegend Neuland und wird in diesem Sommer verstärkt angegangen. Ich freue mich darauf, durch noch unbekannte Gefilde zu wandern.
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