Thomas Engst

Privat wie beruflich komme ich an dem Thema Landwirtschaft nicht vorbei. Privat deshalb, weil ich in einer Ackerregion wohne und beruflich tangiert mich das Thema zunehmend. Gerade der Artenschwund von Flora und Fauna ist hauptsächlich auf die moderne Landwirtschaft und ihren Wirtschaftsweisen zurückzuführen.

Aktuell haben es die Agrarflächendesigner nicht leicht, hängen sie doch als Prellbock zwischen einem globalisierten Markt und einer zunehmend kritischeren Bevölkerung (die größtenteils noch nicht bereits ist, angemessene Preise für nachhaltige Erzeugnisse zu zahlen). Um am Weltmarkt zu bestehen und den eigenen Betrieb so effizient wie möglich zu führen, muss einmal mehr die Digitalisierung herhalten. Wörter wie Deep Learning und Smart Farming sind momentan die Begriffe der Wahl wenn es heißt, die Landwirtschaft der Zukunft zu beschreiben. Apropos Zukunft, diese hält eine weitere Herausforderung für die Bauern bereit. Wie soll nämlich eine stetig wachsende und überbordende Bevölkerung versorgt werden. Laut Prognosen sollen 2050 ca. 10 Milliarden Menschen auf der Erde wandeln.

Solche monotonen Agrawüsten wie in Sachsen-Anhalt werden auch durch die Landwirtschaft 4.0 nicht weniger. Im Gegenteil.

Die Kollegen von naturschutz.ch haben sich ähnliche Fragen gestellt und dazu einen umfangreichen Beitrag geschrieben, den ich euch an dieser Stelle verlinke und ans Herz legen möchte. Lässt man das Szenarium etwas auf sich wirken, so wird klar, dass nur eine Umstellung unser aller Gewohnheiten etwas zu einem positiven Wandel beitragen kann. Ich persönlich stehe der Landwirtschaft 4.0, die von manchen Personen in meinem Umkreis mit peppigen aber sinnfreien Slogans wie “5 G an jeder Milchkanne” förmlich herbeigesehnt werden, sehr skeptisch.

In der Theorie sollen Algorithmen und Sensoren bspw. gefährdete Pflanzen und Tiere auf den Feldern erkennen und die Bewirtschaftung dahingehend ändern oder stoppen oder äußerst granular “Unkräuter” jäten und Gifte verteilen aber seien wir mal ehrlich, am Ende werden Felder noch skrupelloser und unnachgiebiger bestellt als ohnehin schon. Von dem “gläsernen Landwirt”, dessen Daten am Ende irgendwelchen Konzernen gehören, ihm dafür aber eine bunte App geben, möchte ich an dieser Stelle gar nicht reden. Auch in bündnisgrünen Kreisen wird die Digitalisierung der Landwirtschaft zweifelsohne zu optimistisch gesehen und sich vor den realen Risiken erneut versteckt.

Was ist eure Meinung zu einer Landwirtschaft 4.0? Dringend benötigte Technologie oder nur ein weiterer Sargnagel für die Biologische Vielfalt der Landschaft?