Thomas Engst

Anfang Mai beginnt jährlich eine ganz besondere Zeit in dem Naturschutzgebiet “Tote Täler” im sachsen-anhaltischen Burgenlandkreis bei Freyburg.

Es beginnt die Zeit der Orchideen. Nirgends sonst im Bundesland kann man so viele verschiedene Exemplare von Orchis militaris (Helm-Knabenkraut), Orchis purpurea  (Purpur-Knabenkraut), Ophrys apifera (Bienen-Ragwurz), Ophrys insectifera (Fliegen-Ragwurz) und Ophrys sphegodes (Spinnen-Ragwurz) bewundern.
Orchis purpurea

Diese Orchideen haben eine sehr geringe ökologische Amplitude und sind sehr empfindlich bei der Standortwahl und bedürfen eines besonderen Schutzes. Am besten sieht man die Orchideen auf dem ca. 5 km langen Rundweg. Dieser führt auf klar abgesteckten Pfaden an den größten Vorkommen vorbei.

Die markantesten Individuen im Gebiet sind zweifelsfrei das Helm- und Purpur-Knabenkraut. Mit einer Wuchshöhe von ca. 50 bis 80 cm stechen sie eindeutig aus der Landschaft hervor.

Trockenrasen mit Orchideen
Orchis militaris

An diesem tag waren eine Menge Natur- und Wanderfreunde im Gebiet unterwegs. Viele davon waren fachkundig und outeten sich schnell als passionierte Hobby-Botaniker mit einer Menge Fachwissen. Nicht selten stand man vor einem Motiv in der Warteschlange und kam dabei ins Gespräch. Ein schönes Beispiel wie die Liebe zur Natur die Menschen verbinden kann.

Orchis militaris

Orchis militaris
Etwas besonderes haben sich die Ragwurze einfallen lassen. Um auf Bestäuber attraktiver zu wirken, haben sie sich eine List ausgedacht. Die äußeren Blütenblätter haben die Form und Farbe bestimmter Insekten bzw. Spinnentiere. Im Laufe der Evolution haben sich so erstaunlich echt wirkende Abbilder herausgeprägt. Auf den unteren Bildern sieht man eine Fliegen-Ragwurz und eine Spinnen-Ragwurz. 
Ophrys insectifera

Ophrys sphegodes
Das Erstaunliche bei der Sache ist, dass die Natur scheinbar Zusammenhänge ziehen kann, warum sonst sollte sie diesen Pflanzen solche speziellen Blätter gegeben haben. Aber so schön wie diese Zeit auch ist, leider ist sie schnell vorbei und man muss wieder ein Jahr warten. Es gibt zwar noch eine Menge anderer seltener und schöner Pflanzen in den Toten Tälern zu sehen, aber das Highlight ist der Mai mit seinen Orchideen Helm- und Purpur-Knabenkraut.

In diesem Sinne…