Thomas Engst

Blühende Pflanzen erfreuen uns in nahezu allen Lebenslagen. Nicht umsonst ist die Gartenindustrie mächtig am Boomen und bringt nicht ohne Grund alle möglichen Variationen an Blüten und Farben hervor. Daher verwundert es mich stets, wenn ich auf meinen Exkursionen und Abendprogrammen hören muss, dass das Wie und Warum Pflanzen blühen nicht allgemein bekannt sind. Hin und wieder blicke ich in erstaunte Gesichter, wenn ich behaupte, dass Pflanzen unterschiedliche Geschlechter aufweisen. Grund genug, das Thema näher zu betrachten.

In der Biologie und in der Botanik werden Pflanzen (neben anderen Merkmalen) nach der Art ihrer Geschlechter unterschieden. Im Fachjargon nennt sich das Einhäusigkeit und Zweihäusigkeit. Es gibt Arten von Pflanzen, die sowohl männliche als auch weibliche Blüten auf ein und derselben Pflanze tragen, andere wiederum vereinen männliche und weibliche Geschlechtsattribute nicht nur auf einer Pflanze, sondern in jeder einzelnen Blüte, wie bei Äpfeln und Birnen oder Kirschen. Andere Pflanzenarten wiederum trennen sich klar auf in weibliche Bäume und männliche. Dazu gehören z.B. Kiwis oder Ginkgo.

Das Wissen um die Geschlechter bei Pflanzen spielt besonders im Obstbau eine entscheidende Rolle. Vernachlässigt man die Gegebenheiten, erhält man unter Umständen keine Frucht. Insbesondere, wenn Pflanzen beide Geschlechter in sich vereinen sind sie darum nicht zwangsläufig selbst befruchtend.

Die unterschiedlichen Arten von pflanzlichen Geschlechtern (Quelle: Swen Krüger).

Manche Pflanzenarten lassen sich durch die Pollen der eigenen Pflanze nicht befruchten und benötigen daher einen anderen Baum der selben Art. Um nicht völlig im Dunkeln zu tappen, gibt es dafür Listen für Sorten, insbesondere beim Kernobst, aus denen hervorgeht ,welche Sorten sich gegenseitig gut befruchten.

So viel zur Vorbetrachtung. Nun geht’s zum eigentlichen Thema. Bei vorhandener Einhäusigkeit (Monozönie) finden sich auf der Pflanze einer Art sowohl männliche und weibliche Geschlechter. Innerhalb der Einhäusigkeit wird nochmal wie folgt unterschieden:

  • Einhäusig, getrennt-geschlechtlich: bedeutet, dass die Pflanze zwar zugleich beide Blüten, sowohl männliche wie auch weibliche Blüten, auf einer Pflanze trägt, etwa wie Walnüsse, Birken oder Haselnüsse, aber die Geschlechter sind auf zwei Organe verteilt. Die weiblichen Blüten und die männlichen Pollenspender. Die Blüten sind also immer rein männlich (Birken oder Haselnusskätzchen) oder rein weiblich; beide aber sind auf der selben Pflanze zu finden.
  • Einhäusig, nicht-getrennt-geschlechtlich: nicht-getrennt-geschlechtliche Pflanzen sind solche, bei denen beide Geschlechter in nur einer Blüte zusammengefasst sind, und natürlich auf ein und demselben Baum sitzen. Eine solche Blüte besitzt also zugleich männliche Pollen und auch weibliche Stempel. Beispiele dafür sind u.a. Kirschen, Äpfel, Rosen, etc. Die meisten Pflanzen sind einhäusig nichtgetrenntgeschlechtlich. Sie brauchen aber dennoch nicht selten eine andere Pflanze gleicher Art, da der eigene Pollen auf den eigenen Blüten nicht unbedingt fruchtet.

 

Bei den Zweihäusigen (Diözie) Pflanzen sieht es etwas einfacher aus. Zweihäusige Pflanzen sind immer entweder ganz männlich, oder ganz weiblich, so wie Kiwis oder Sanddorn. Das bedeutet, ein Baum ist entweder nur männlich und trägt immer nur rein männliche Blüten, oder er ist weiblich, und trägt darum ausschließlich weibliche Blüten. Bei solchen Pflanzen braucht man immer mindestens von jedem Geschlecht eine, um Früchte zu erhalten. Im Regelfall reicht eine männliche Pflanze aus, um eine bestimmte Anzahl oder Fläche weiblicher Pflanzen zu befruchten. Diesen Umstand macht man sich u. a. bei der Plantagenwirtschaft zu Nutze.

Nun gibt es aber in der Natur kein Schwarz und Weiß, sondern jede Menge Farben. So verhält es sich auch bei den pflanzlichen Geschlechtern. Neben den bereits erwähnten “klassischen” Geschlechtern, gibt es auch noch die ein oder andere Mischformen. So gibt es Pflanzenarten, bei denen Einhäusigkeit und Zweihäusigkeit auftreten kann, wobei ein Individuum dann entweder das eine oder das andere ist. So ist die Gemeine Europäische Eibe (Taxus baccata) zumeist zweihäusig (diözisch). Das bedeutet, dass die männlichen und weiblichen Blüten im Normalfall nur auf verschiedenen Bäumen vorkommen. Es kommen aber eben auch einhäusige (monözische) Eiben vor, bei denen sich beide Geschlechter in Form männlicher und weiblicher Blüten an einem Baum befinden.

Zu den weiter oben erwähnten Mischformen sind Andromonözie (männliche und zwittrige Blüten befinden sich auf einer Pflanze, bspw. Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus)), Gynomonözie (weibliche und zwittrige Blüten befinden sich auf einer Pflanze) sowie die Trimonözie (bei dieser Variante kommen weibliche, männliche und zwittrige Blüten auf einer Pflanze vor).