Thomas Engst

Eine Meldung des NABU Deutschland hat mich heute aufhorchen lassen. So berichtet der annerkannte Naturschutzverband auf seiner Website über eine der wohl häufigsten Todesursachen für (Zug)Vögel in Deutschland. An den über 60.000 Kilometer Hoch- und Höchstspannungstrassen, die Deutschland durchziehen, verenden nach einer NABU-Studie 1,5 bis 2,8 Millionen Vögel pro Jahr. Um hier genauere Daten zu erhalten, haben der NABU und die Renewables Grid Initiative (RGI) 2017 eine Hotline und eine Online-Meldemöglichkeit für Vogelfunde an Stromtrassen eingerichtet. Der NABU möchte Klarheit darüber, wie viele Vögel an Freileitungen sterben und welche Arten besonders betroffen sind. Es ist außerdem wichtig, dieses Naturschutzproblem bekannter zu machen. Mit überschaubarem Aufwand kann die Zahl der Vögel, die mit Leitungen kollidiert, verringert werden.

Diese Summe sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Knapp 3 Millionen Tiere in jedem Jahr. Das ist eine deutliche Hausnummer die man beachten muss. Zusammen mit der anhaltenden Zerstörung von Bruthabitaten wie Hecken und anderen Strukturelementen in der Landschaft sind also Stromleitungen ein Grund für sinkende Bestände der hiesigen Avifauna. Die Gründe für immer weniger Vögel sind mir durchaus bekannt, auch welche Rolle Stromleitungen dabei spielen ist mir vertraut, lediglich die Anzahl der Todesopfer hat mich erschreckt.

Die Naturschutzbehörden der Länder sind dafür verantwortlich, die Sicherung von Leitungen voranzutreiben. Bis auf Brandenburg und Thüringen gibt es aber in keinem Bundesland eine zentrale Erfassung solcher Funde (Sachsen-Anhalt glänzt mal wieder durch Abwesenheit). Die Meldemöglichkeit von NABU und RGI soll durch eine bundeseinheitliche Fallsammlung, Auswertung und Information an die Netzbetreiber diese Lücke schließen. Leider sind, zumindest in Sachsen-Anhalt, die Naturschutzbehörden allesamt überfordert und nicht immer mit richtigem Personal gesegnet und dahingehende Änderungen zu bewirken.