Thomas Engst

Naturschutz hat zahlreiche Facetten. Das betone ich gerne und möchte dies auch hier im Blog vermitteln. Naturschutz ist viel mehr als Landschaftspflege, Forschung und Landschaftsplanung.
Ebenso müssen sich Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung nicht ausschließen. Einen solchen Ansatz verfolgt Claudia Meier mitsamt engagierten Partnern im Rahmen des Projekts „Volontourismus – Urlaub zur Förderung der Biodiversität in Naturlandschaften“.

Die Elbauen im Wörlitzer Park bei Dessau sind einzigartig. in Sachsen-Anhalt.

Hinter diesem sperrigen Titel steckt ein interessanter Gedanke. Naturschutz im Urlaub heißt die Devise. Urlauber und Urlauberinnen können sich eine der zahlreichen Naturlandschaften Deutschlands herauspicken und mit dem Reiseveranstalter BUND-Reisen hautnah erleben. Neben einem breit gefächerten Kultur- und Tourismusprogramm, gibt es auch Einblicke in die Naturschutzarbeit der Partner in ausgewählten Naturlandschaften.

Die alten Solitäreichen des Parks haben durch die Sommer 2018 und 2019 sehr gelitten. Neuanpflanzungen sollen für Ausgleich sorgen.

So weit die Theorie. Wie die Praxis aussieht, schaue ich mir im Gartenreich Dessau-Wörlitz an. Im Schlosspark des über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Luisiums sollen Stieleichen gepflanzt  werden. Dazu hat mich Claudia eingeladen und ich lasse mir die Gelegenheit nicht entgehen.

Früh am Morgen treffen wir uns in einer Gruppe Gleichgesinnter. Die noch recht kühle Luft lässt den Atem gefrieren und den Raureif auf den Wiesen glänzen. Mein Blick schweift über die weiten Wiesen mit ihren stolzen Solitäreichen. Ich staune. Zuletzt war ich 2016 in diesem Park und erkenne manche Eichen kaum wieder. Einstmals voller Leben und grün, sind viele von ihnen nun abgestorben. „Schuld daran sind u.a. Jahre 2018 und 2019 mit ihren zu trockenen Sommern“, erklärt Claudia Meier in ihrer Begrüßung und Einführung.

Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung geht es an das Tagwerk. Es sollen Stieleichen gepflanzt werden.

Die Zuhörer sind allesamt Teil eines Forschungsprojekt, (gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz) und stammen aus unterschiedlichen Bereichen. Tourismus, Naturschutz und Umweltbildung ergänzen sich zu einem großen Ganzen.

Das Ziel des Tages ist die Wiederanpflanzung von 6 Stieleichen. Schaue ich mir die Wiesen an, sehe ich bereits Pflanzhosen mit jungen Bäumchen. „Die hat eine Touristengruppe aus Süddeutschland in der letzten Woche gepflanzt“, erwidert Claudia auf meinen fragenden Blick.

Pflanzlöcher graben ist der erste Schritt bei einer Anpflanzung.

Diese Gruppe war nur der Anfang. Im Rahmen des Projektes soll u.a. ausgelotet werden, wie man Urlauber in ihrer Freizeit dazu motivieren kann, sich für den Naturschutz zu engagieren (die konkreten Projektziele findet ihr hier). Keine leichte aber eine durchaus sinnvolle Aufgabe. Versucht werden soll das u.a. als Pauschalreise über den BUND.

Wichtig dabei, die Wertschöpfung der Reise soll dabei komplett in der Region bleiben. Unterkünfte, Verpflegung, Kultur sollen möglichst regional.

Zu zweit geht die Arbeit schneller und angenehmer voran.

„Die Leute sollen mit anpacken, statt in ihrem Konsumverhalten zu verharren“, sagt mir Wolfgang Pfrommer, Projektmitarbeiter und Chef der Ecocamping GmbH.

Die insgesamt 14 Personen packen alle mit an und graben Pflanzlöcher, setzen die Bäume ein, füllen Erde auf, schwemmen die Pflanzscheiben, bedecken die Wurzelballen mit Erde und Hackschitzel.

Alles unter dem prüfenden Blick von Christian Schack von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Er hat den gesamten Baumbestand des Parks unter seiner Obhut und wacht künftig über die neugepflanzten Eichen.

Während den Pflanzarbeiten wird ein auffallend großer Käfer mit markanten Hörnern gefunden. „Hierbei handelt es sich um einen Hirschkäfer“, erläutert Jan-Peter Rudloff, Entomologe und Naturliebhaber.

Ein unerwarteter Fund: ein Hirschkäfer.
Jan-Peter Rudloff ist Entomologe und kennt den Wörlitzer Park sehr genau.

Harry Karrp, Reiseveranstalter von BUND-Reisen, zeigt sich anhand der bisherigen Erfahrungen erfreut: „Die Reisegruppe der letzten Woche hatte ihren Spaß. Sie haben u.a. das Dessauer Bauhaus besichtigt und hier im Park Eichen gepflanzt. Für einige von ihnen war es die erste Baumpflanzung und ein Erlebnis“.

Die ausgehobenen Grassoden werden abgeklopft und die gewonnene Erde kommt zurück in das Pflanzloch.

Mir persönlich hat der Tag sehr gefallen. Naturschutz und Tourismus in den schönsten Naturlandschaften Deutschlands? Her damit. Ich freue mich, dass es ein so ambitioniertes Vorhaben gibt und wünsche allen Beteiligten frohes Gelingen.

Nach getaner Arbeit ist die Freude groß. Neue Bäume sind gepflanzt und werden hoffentlich groß.