Stefanie Weigelmeier

von Stefanie Weigelmeier.

Eigentlich ist ja das ganze Jahr Pilzezeit, nur im Herbst wachsen halt besonders viele. Und viele verbinden gerade die Herbstzeit mit dem Pilzesammeln.

Die meisten Menschen bekommen oder bekamen Zugang zum Reich der Pilze, der Funga, über die Bratpfanne. Doch das ist nur einer, wenn auch zugegebenermaßen sehr schmackhafter Nutzungszweck, den wir Menschen für die Pilze, genauer gesagt deren Fruchtkörper haben.
Manche Pilze haben auch eine Heilwirkung, oder auf andere Weise nützlich: Wir haben beispielsweise gelernt, sogenanntes Pilzleder aus den Fruchtkörpern des Zunderschwamms (Fomes fomentarius) herzustellen oder damit Feuer zu machen.
Pilze sind jedoch weit mehr als die Fruchtkörper, die wir sammeln oder bewundern. Die weit größere Masse eines Pilzes lebt unterirdisch, im Erdreich oder im Holz – das Myzel. Der Vergleich mit dem Apfel (Pilzfruchtkörper) am Apfelbaum (Myzel) kann dies verdeutlichen.

Pilze spielen eine wichtige Rolle im Naturhaushalt, denn sie bauen organische Materie ab (tote Lebewesen, Exkremente, Detritus), verstoffwechseln sie und führen sie so wieder dem Stoffkreislauf im Boden zu. Als dies passiert ungesehen, unter unseren Füßen, während wir auf der Suche nach etwas Schmackhaften durch den Wald stapfen.

Doch bevor es ab in die Pilze geht und damit das auch ein schönes und kulinarisch, erinnernswertes Erlebnis wird, sollte man sich ein wenig Artenkenntnis und Verhaltensregeln aneignen.

Das geht gut in Kursen, oder auch über Bücher.
Zwei dafür möchte ich hier vorstellen:

Zwei Pilzbücher, die übrigens beide von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. geprüft sind, bei dem Kosmos-Handbuch ist das Siegel nur auf der Rückseite.

10 Pilze. Die SICHERSTEN Arten finden und bestimmen.

Das Buch ist 2022 in der zweiten Auflage erschienen und ist aktuell auf Platz 6 der Spiegel-Bestseller-Liste.

10 Pilze? Der Name ist Programm: prägnant und detailliert stellen Gerhard Schuster und Christine Schneider zehn perfekte Pilzarten zum Einstieg vor – alles vorzügliche Speisepilze.
Jedes Pilzportrait zieht sich über sechs Doppelseiten. Wann und wo kann ich den Semmelstoppelpilz finden? Wie soll die Herbsttrompete aussehen (und wie nicht?)? Wie sammle ich am besten einen Edelreizker und welches leckere Rezept möchte ich mit den nächsten Paukenschlegeln (Parasolpilze, die ihren Hut noch nicht ausgebreitet haben) mal ausprobieren?
Die Texte sind überaus sympathisch geschrieben, ein Pilzkurs für die Hosentasche zum Mitnehmen in den Wald, der den Naturschutz miteinschließt und wichtige Überlebensregeln an die Hand gibt.
Abgerundet wird jedes Pilzportrait durch mehrere schöne Photographien, welche die Art in ihren Erscheinungsformen gut zeigen. Zusätzlich Detailphotos von wichtigen Bestimmungsmerkmalen.

Gerhard Schuster ist Geologe und photografiert seit seiner Jugend. Seine Pilz- und Waldfotos veröffentlicht er in Kalendern und Büchern (www.lebrac.de). Er hält Vorträge über Pilze und schreibt Artikel in Fachzeitschriften. Er ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V.

Christine Schneider ist Biologin und als Lektorin auf zielgruppengerechtes Konzipieren von Ratgebern spezialisiert.

10 Pilze. Die SICHERSTEN Arten finden und bestimmen. Von Gerhard Schuster und Christine Schneider. Kartoniert, 96 S., 86 (brilliante) Farbphotos, 2 farbige Zeichnungen. ISBN 978-3-8186-1454-6. € 9,95.

Handbuch für Pilzsammler. Ein Kosmos-Naturführer.

Einen tieferen Einstieg ermöglicht der Kosmos-Naturführer – Handbuch für Pilzsammler. Hier sind schon deutlich mehr Arten behandelt, 340 verspricht der Einband, und es geht auch weit über die essbaren Pilze hinaus. Obwohl Andreas Gminder natürlich auch Speisepilze behandelt, Verwechslungsgefahren aufzeigt und Rezeptideen vorhält, liegt der Schwerpunkt auf der Bestimmung von Pilzen, deren Lebensräume und Zeigerpflanzen.
Der Bestimmungsschlüssel läuft über die Pilzgruppe: Röhrlinge, Blätterpilze, Porlinge, Rindenpilze, Nichtblätterpilze, Bauchpilze und Trüffel und Becherlingsartige. Ist diese erste „Hürde“ geschafft, kann man sich zu den Gattungen und Arten weitertasten.
(Die erwähnte „Hürde“ sollte man übrigens nicht als Gängelei verstehen. Eine falsche Bestimmung kann bei Pilzen leicht mal zwischen Leben und Tod entscheiden. Daher ist es wichtig und sinnvoll, sich mit den morphologischen Grundlagen erst einmal vertraut zu machen. Das ist, nebenbei bemerkt, auch ziemlich spannend.)

Die Artportraits nehmen dann eine halbe bis eine Buchseite an. Das Layout ist ansprechend und übersichtlich, wie ich das von Kosmos gewöhnt bin. Klare Strukturen, die einen schnellen Überblick erlauben und ansprechende Photos mit wichtigen Details.

Abgerundet wird das Buch durch Verhaltensregeln beim Pilzesammeln, Hinweisen zu Pilzvergiftungen, zu Beratungsstellen, Rezepte dürfen nicht fehlen, genauso wenig wie ein hilfreiches Glossar.

Andreas Gminder beschäftigt sich seit über 30 Jahren intensiv mit Pilzen und ist seit 1990 Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V.. Neben der Erforschung der heimischen Pilzwelt liegt ihm insbesondere der Naturschutz am Herzen. (www.pilzkurs.de).

Handbuch für Pilzsammler. Ein Kosmos-Naturführer. Von Andreas Gminder. Kartoniert, 400 Seiten, 452 Farbphotos, 169 Farbzeichnungen, 79 sw-Zeichnungen. ISBN 978-3-440-17037-3. € 22.

Und wenn Du dann feststellst, dass Dich bei Pilzen noch viel mehr interessiert als sie danach in die Pfanne zu hauen, dann schau doch mal bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. rein.

Über die Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.

Gegründet 1921, vertritt die gemeinnützige DGfM die Interessen von Pilzfreundinnen/Pilzfreunden und Mykologinnen/Mykologen in ganz Deutschland. Sie definiert die Qualifikationen zum PilzCoach, zur/zum Pilzsachverständigen und universitätsgeprüften Fachberater/in für Mykologie. Aktuell wird eine mehrstufige Qualifizierung in der Feldmykologie etabliert. Die DGfM gibt die „Zeitschrift für Mykologie“ sowie das englischsprachige Journal „Mycological Progress“ heraus. Sie veranstaltet Fachtagungen und vergibt Förderpreise. Seit 1994 kürt die DGfM alljährlich den „Pilz des Jahres“. Als nichtstaatliche Organisation setzt sie sich für den Arten- und Biotopschutz von Pilzen ein. Sie koordiniert die bundesweite Pilzkartierung und veröffentlicht auf www.pilze-deutschland.de Fotos und Verbreitungskarten.