Thomas Engst

Im Herbst 2017 sorgte die Krefelder Studie mit ihrem Ergebnis für Aufsehen in der Öffentlichkeit und der Politik: In Naturschutzgebieten ist die Biomasse flugfähiger Insekten innerhalb von 27 Jahren um mehr als 75 Prozent zurückgegangen. Obwohl der Rückgang vieler Insektengruppen für die Wissenschaft keine neue Erkenntnis war, gelang es der Krefelder Studie, etwas zu erreichen, was früheren Studien und Roten Listen nicht gelungen war: Sie brachte das Thema des Insektensterbens in die Gesellschaft und schuf ein Bewusstsein für die Bedeutung von Insekten und ihren Lebensräumen.

Als Reaktion darauf entwickelten die Bundesministerien für Umwelt und Verbraucherschutz sowie für Ernährung und Landwirtschaft Programme, um zukünftige Veränderungen und ihre Ursachen in Insektenbeständen aufzudecken. Eines dieser Programme ist das Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften.

Trotz ihrer Bedeutung haben Bestäuber wie Wildbienen eine starke Interessenvertretung, stehen oft im Mittelpunkt gesellschaftlicher Diskussionen und wissenschaftlicher Untersuchungen. Dennoch gehen Bestäuber stark zurück und sind oft in ihren Beständen gefährdet. Mit diesem Ratgeber möchten wir das Interesse für diese Artengruppen unterstützen und einen Einstieg in ihre Bestimmung ermöglichen.

Der Bestimmungsschlüssel ist für die Identifizierung hohlraumnistender Wildbienen und Wespen sowie ihrer Gegenspieler in Nisthilfen konzipiert. Die Merkmale, die im Schlüssel zur Identifizierung herangezogen werden, basieren auf Ansichten von Brutzellen, wie sie typischerweise in Nisthilfen aus Holz oder Schilfröhrchen zu finden sind.

Während laminierte Brettchen von Holznisthilfen eine störungs- und tötungsfreie Bestimmung – entweder direkt oder über Fotos – ermöglichen, müssen Schilfröhrchen geöffnet werden. Es ist wichtig zu beachten, dass jegliche Störung oder Entnahme von Wildbienenbrutstätten nur mit einer Ausnahmegenehmigung der Naturschutzbehörden erlaubt ist.

Das nachgewiesene Artenspektrum ist in beiden Nisthilfetypen nach aktuellem Wissensstand identisch. Allerdings können das Ausgangsmaterial der Nisthilfen sowie die Hinweise zur Nutzung des Bestimmungsschlüssels variieren.

Der vorliegende Bestimmungsschlüssel ist das Ergebnis des Engagements von Hunderten Ehrenamtlichen im Wildbienen-Monitoring sowie von Studierenden und Promovierenden an den Universitäten Freiburg und Würzburg. Ohne ihre Fotodokumentation tausender Niströhren wäre die Erstellung dieses Bestimmungsschlüssels nicht möglich gewesen. Für die Finanzierung des Wildbienen-Monitorings in Agrarlandschaften danken wir dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung.