Thomas Engst

Es ist wieder an der Zeit, einen weitern Frühblüher zu betrachten. Ihr habt sicherlich bemerkt, dass ziemlich viele Frühblüher eine gelbe Blütenfarbe aufweisen. Das ist Absicht und dient zur Anlockung der ersten Bestäuber. Das Gelbe Windröschen (Anemone ranunculoides) bildet da keine Ausnahme und ist Stargast im heutigen Artportrait.

Die ausdauernde krautige Pflanze bildet einen 10 bis 30 Zentimeter hohen, aufrechten Blütenstängel. Zur Blütezeit zwischen März/April und Mai fehlen grundständige Blätter. Jedoch sitzen am Stängel in einem Quirl (Wirtel) drei kurz- oder ungestielte, jeweils dreiteilig eingeschnittene, gezähnte Hochblätter. Während das Buschwindröschen nur eine Blüte (selten zwei) pro Pflanze entwickelt, werden beim Gelben Windröschen ein bis drei (meist zwei) Blüten pro Pflanze gebildet. Die Blüte hat fünf gelbe Perigonblätter und zahlreiche Staubblätter. Durch das Angebot von Lock- und Futterstoffen in einem nährstoffreichen Anhängsel der Früchte, dem Elaiosom, werden Ameisen angelockt, welche die Samen verschleppen und dadurch verbreiten. Diese Form der Verbreitung heißt Myrmecochorie.

Anemone ranunculoides

Anemone ranunculoides ist in allen Teilen giftig. Hauptwirkstoffe sind Protoanemonin, das anscheinend beim Trocknen unwirksam wird, Anemonol und andere unbekannte Giftstoffe. Vergiftungserscheinungen sind: Übelkeit, Durchfall, Blutungsneigung und Nierenschädigung. Die tödliche Dosis liegt bei 30 Pflanzen. Das Verbreitungsgebiet umfasst größere Teile im eher kontinentalen Europa, das Gelbe Windröschen fehlt auf den Britischen Inseln und entlang der Atlantikküste. Östlich ist es bis zum Kaspischen und Schwarzen Meer sowie im Kaukasus zu finden. Nahe verwandte Arten besiedeln Asien. Es wächst von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen (in Österreich bis 1350 m NN). Innerhalb Deutschlands ist eine großräumige Verbreitungslücke im nordwestdeutschen Tiefland vorhanden, während die kalkhaltigere, frühsommerwärmere Jungmoränenlandschaft Nordostdeutschlands sowie entsprechende Mittelgebirgsregionen in der Mitte und im Süden etwas stetiger besiedelt sind. In den Allgäuer Alpen steigt es in Bayern nördlich von Warth auf der Haldenwanger Alpe nahe der Speicherhütte bis zu 1580 m Meereshöhe auf. Das Gelbe Windröschen gilt als ökologisch anspruchsvoller hinsichtlich der Standortgegebenheiten als das Buschwindröschen, mit dem es syntop vorkommen kann.

Anemone ranuculoides