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Für gewöhnlich zählt in der Botanik das Seltene und Gefährdete. Nicht wenige Botanikerinnen und Botaniker haben sich auf diese Art von Pflanzen spezialisiert. Ich bilde da auch keine Ausnahme, versuche aber seit einer ganzen Weile, über den Tellerrand zu schauen. Meine aktuelle Arbeit kommt mir da zupass. In dem aktuell bearbeiteten Forschungsprojekt geht es um den Schutz von wilden Verwandten heimsicher Kulturpflanzen. Jede gezüchtete Sorte geht auf eine wildlebende Art zurück, die zugleich die Grundlage der jeweiligen Züchtung ist. Obendrein werden Wildpflanzen in der Züchtung gebraucht, um bspw. Resilienzen zu erzielen.
Demzufolge ist eine Inventarisierung von züchtungsrelevanten Wildpflanzen von großer Bedeutung. An dieser Stelle kommen nun meine Kolleginnen und ich ins Spiel. Wir suchen und kartieren relevante Arten und halten deren Populationszustand fest. Besonders spannend: nur wenige dieser Zielarten ist naturschutzfachlich relevant. An sich sind die meisten sogar banal. Aber genau das macht die Würze aus. Immer wieder stelle ich fest, dass die Kenntnisse von heute häufigen Arten sehr lückig und ungenau sind. Sie sind unter dem sprichwörtlichen Radar und werden erst für die Botanik interessant, wenn sie selten und gefährdet sind.
Ein Teufelskreis. Daher genieße ich das Suchen und Finden von gewöhnlichen Arten wie Vicia cracca, Trifoliuim campestre oder Thymus praecox und bekomme durch das gezielte Suchen einen Blick für die botanischen Underdogs.
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