Thomas Engst

Auf meinen Streifzügen der letzten Tage fiel mir mit dem Drüsigen Springkraut (Impatiens glandulifera) eine Pflanzenart ins Auge, welche im Naturschutz für ordentlich Wirbel sorgt. Diese auffallend gestaltete Art aus der Familie der Balsaminengewächse scheidet wie kaum ein anderer invasiver Neophyt die Geister und sorgt nicht selten für erhitzte Gemüter in entsprechenden Kreisen. Aber der Reihe nach.

Das Drüsige- oder Indische Springkraut ist eine einjährige krautige Pflanze. Die Pflanze wurzelt recht flach (bis maximal 20 Zentimeter) mit tausenden feinsten Würzelchen, welche man stets ohne große Mühen aus dem Erdreich ziehen kann. Die dicken, aber hohlen Stängel verzweigen sich oben reichlich.

Die vielen ganz überwiegend dreizählig-quirlständigen Laubblätter von Impatiens glandulifera sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattstiel ist 30 bis 35 Millimeter lang. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 6 bis 25 Millimetern sowie einer Breite von 18 bis 65 Millimetern eilanzettlich, scharf gezähnt, aber weich. An Blattstiel und Blattgrund sind unangenehm riechende Drüsen vorhanden, welche für den Eingangs erwähnten deutschen Trivialnamen Pate standen. Ein weiterer Grund ist der raffinierte Verbreitungsmechanismus der Art. Die Pflanze besitzt einen Verbreitungsmechanismus, bei dem die reifen Samenkapseln unter anderem durch mechanischen Reiz aufspringen und die Samen weit herausgeschleudert werden.

Blütenstand von Impatiens glandulifera.

Der aufrechte, traubige Blütenstand von Impatiens glandulifera ist raumgreifend üppig verzweigt. Die purpurroten, rosafarbenen oder weißen, stark süßlich duftenden Blüten sind 3 bis 4 Zentimeter lang und hängen locker an einem dünnen Blütenstiel aus der Achsel eines stieldrüsigen Blattes herab. Die Blütezeit reicht ungefähr von Juni bis Oktober (spätestens bis zum ersten Frost). An einer Pflanze sind oft gleichzeitig Knospen, Blüten und reife Kapselfrüchte vorhanden.

Die zwittrigen Blüten sind zygomorph mit doppelter Blütenhülle. Von den drei Kelchblättern ist das untere kronblattartig und gespornt. Von den fünf Kronblättern ist das obere größer als die übrigen, sie sind paarweise verwachsen. Die Verbreitung dieser Pflanzenart reicht heute vom indischen Subkontinent und vom Himalaya über Europa bis Nordamerika.

Das Indische Springkraut wurde anfangs als Zierpflanze verwendet, es ist aber seit etwa 50 Jahren in weiten Teilen der Welt vollkommen eingebürgert, vor allem in Weiden-Auenwäldern, im Auengebüsch und an Ufern. Die Art liebt feuchte bis nasse, nährstoffreiche Böden an eher schattigen Standorten mit hoher Luftfeuchtigkeit, doch können sich diese Pflanzen auch an viel weniger günstigen Stellen etablieren und bald unduldsame Reinbestände bilden, sofern ihre reichlich erzeugten Samen, z. B. mit Erdaushub, in entsprechendes Gelände gelangen.

Impatiens glandulifera gilt als optisch ansprechend und sehr invasiv gleichermaßen. Dies stellt den Naturschutz vor große Probleme.

Neben der optischen Schönheit weist Impatiens glandulifera eine weitere, weniger positive Eigenschaft auf. Dieser Art steckt ein ungeheueres invasives Potential inne, welches in kurzer Zeit ganze Ökosysteme übernehmen und dominieren kann. Vorrangig gefährdet sind Uferrandbereiche von Fließgewässern. Hier werden im Handumdrehen heimische Arten Verdrängt und es entsteht eine monotone Einöde. Ist das Drüsige Springkraut einmal an Ort und Stelle, ist es gekommen um zu bleiben. Nur mit größten Mühen kann es nachhaltig entfernt werden. Mühen, die Schweiß und Geld kosten und die bspw. Behörden nur in den wenigsten Fällen bereit sind zu investieren. Eine Mahd oder ein manuelles Entfernen vor der Samenreife kann, wenn es über mindestens 5 Jahre ausgeführt wird, sichtbare Erfolge bringen. Damit geht es aber schon los. An dieser Stelle scheiden sich die Geister das erste Mal. Kritische Stimmen befürchten (teilweise berechtigt), dass man durch dieses Öffnen des Lebensraumes den Weg frei für aggressivere Neophyten macht und daher mehr Schaden als Nutzen erzielt.

Impatiens glandulifera ist ein Paradies für Insekten, bspw. für Bestäuber.

Ein weitere Punkt, welcher für erhitzte DIskussionen sorgt, ist die Rolle für blütenbesuchende Insekten und Bestäuber. Wer einmal einen Bestand von Impatiens glandulifera beobachtet hat, wird merken, dass sich wahre Heerscharen von Insekten um die knalligen Blüten tummeln. Die Insekten finden in Impatiens glandulifera-Fluren deutlich mehr Nahrung als in den mit standorttypischen Pflanzen bestandenen Uferbereichen. Dass dadurch aber Bestäuber aus der Umgebung abgezogen werden und sich nahezu ausschließlich auf das Drüsige Springkraut konzentrieren, wird gerne mal unter den Tisch gekehrt. Wie dem auch sei, Impatiens glandulifera ist ein invasiver Neophyt und als solchersollte die Art auch behandelt werden. Sachsen-Anhalt ist das einzige Bundesland, welches dem Monitoring von invasiven Neophyten mit dem KORINA-Projekt höchste Aufmerksamkeit widmet dadurch eine Vorreiterposition einnimmt.

Bekannte Fundpunkte von Impatiens glandulifera (Quelle: korina.info).

KORINA sammelt bspw. alle Fundmeldungen von (aber nicht nur) Impatiens glandulifera und stellt diese grafisch dar. Außerdem findet ihr auf der entsprechenden Seite Bestimmungshilfen zum (aber nicht nur) dem Drüsigen Springkraut. KORINA begrenzt sich aber nicht nur auf die theoretischen Aspekte der Arbeit mit invasiven Neophyten, es werden auch praktische Rollen übernommen. Seien es Schulungen und Sensibilisierungen von Behörden, Vereinen oder Firmen etc., KORINA ist in Sachen Neophytenmanagement eine echte Hilfe und wertvolle Stütze.