Thomas Engst

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr. Der Wolf ist auf dem Vormarsch und entdeckt Deutschland und Europa erneut als Lebensraum. Durch seine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit wird er sich auch in urbanen und besiedelten Bereichen heimisch fühlen. Anfänglich nur in der sächsischen Lausitz beheimatet, zieht er mittlerweile seine Spuren durch den gesamten Freistaat und darüber hinaus. Daher war es nur eine Frage der Zeit, bis er Kontakt zum Menschen hat. Um genau für solche Fälle gewappnet zu sein, gibt es im Freistaat ein Managementkonzept für Meister Isegrim. Das Umweltministerium fördert deshalb in ganz Sachsen Schutzmaßnahmen für Nutztiere. Tierhalter können sich auf diesem Wege Elektrozäune, Herdenschutzhunde und “Unterwühlschutz” fördern lassen. Sind diese Maßnahmen erfüllt, so steht im Ernstfall einem Schadensausgleich nichts im Wege. Dass nun ganz Sachsen als Wolfsgebiet eingestuft wird ist neu, bisher galt nur die Osthälfte als förderfähiges Gebiet. Diesen Bereich nun auszudehnen ist ein Schritt, der schon lange notwendig war. Ebenfalls wurde der Fördersatz von ehemals 60% auf nun 80% angehoben. Die Heinz-Sielmann-Stiftung übernimmt für einen Zeitraum von 2 Jahren die restlichen 20%. Aktuellen Zahlen zufolge lebten im Jahr 2014 zehn Rudel und zwei Paare, welche aktuell Nachwuchs haben im Freistaat. Hingegen seien zwei Rudel nicht mehr nachweisbar. Pro Rudel leben etwa fünf bis zehn Tiere, kein Vergleich also zu den kanadischen oder nordamerikanischen Wölfen, die gerne als (negatives) Beispiel herangezogen werden. Deutschlandweit ist der Wolf momentan mit 25 Rudeln und acht welpenlosen Paaren vertreten. Nun soll man aber die Augen nicht verschließen und sich nichts vormachen. Sind die Bedingungen für den Wolf günstig und genug Lebensraum vorhanden, so werden diese Zahlen noch steigen. Allerdings halte ich die Aussage von Heinz Baacke, Vizepräsident des sächsischen Jagdverbandes, dass 2024 bis zu 1200 Rudel in Deutschland leben, für sehr gewagt. Mit steigender Anzahl der Population werden auch die verfügbaren Ressourcen knapper und das wirkt sich abschwächend auf das generelle Wachstum aus. Eine weitere Rechnung hat das Bundesamt für Naturschutz erstellt, und gesteht einem Rudel ca. 250 Quadratkilometer zu. Also bietet Deutschland Platz für 440 Rudel. Aber egal in welche Richtung die Zahlen auch gehen, den Wolf zu verteufeln oder zu mystifizieren bringt ihm nichts. Beides wird ihm nicht gerecht. Er ist und bleibt ein Raubtier und wir Menschen müssen (kompromiss-)bereit sein mit ihm zu leben. Von ihm verlangen wir es ja auch (Quelle: Freie Presse).