Thomas Engst

Als ich von Marlene Hofmanns Idee #SalonEuropa gehört hatte, war ich schnell Feuer und Flamme dafür. Nach kurzem Überlegen möchte ich euch meine Gedanken zu diesem Europa und was es für mich bedeutet einmal aufschreiben. Gerade in meiner Branche, dem beruflichen Naturschutz, spielt Europa eine tragende Rolle. Europa ist für mich in erster Linie ein Kontinent. Die Alte Welt und über viele Jahrhunderte lang ein aus Königreichen, Stadtstaaten und Kriegen bestehender Flickenteppich mit Ländergrenzen als Nähte. An sich froh, dieses Kuddelmuddel überwunden zu haben, frage ich mich in jüngster Zeit, ob sich Geschichte nicht auch dahingehend wiederholt? Wir werden sehen.

Eine viel größere Rolle als im Privatleben spielt Europa aber in beruflichen Belangen für mich. Während bis zu Beginn der 1990er Jahre jedes Land (mehr oder minder) seine eigene Naturschutzsuppe köchelte (von kochen kann keine Rede sein), gibt es seit 1992 mit der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) erstmalig ein verbindliches Regelwerk zum länderübergreifenden Naturschutz. Klar, die Richtlinien der EU müssen von den einzelnen Mitgliedsländern erst in nationales Recht überführt werden und dabei wird jeder Spielraum für Auslegungen genutzt, aber dank dieser Richtlinie genießen Lebensraumtypen, Tier- und Pflanzenarten erstmalig einen länderübergreifenden und gleichwertigen Schutzstatus. Bravo. Ebenfalls positiv zu nennen sind die EU-weiten Bemühungen die Artenvielfalt unseres Planeten zu erhalten und zu mehren. Ich selbst blicke auf wunderschöne Erfahrungen mit Tschechien, Ungarn und Österreich zurück.

Mir ist natürlich bewusst, dass der europäische Naturschutz alles andere als perfekt ist, wichtige Lebensräume (etwa Quellgebiete) aus Angst vor den Konsequenzen ignoriert wurden und die Gelder für den Schutz und Erhalt nicht immer fair verteilt werden. Auch ist mir bewusst, dass das Konstrukt Europa kommt in manchen Bereichen scheinheilig und janusköpfig daherkommt aber man kann nur mit den Werkzeugen arbeiten, die man zur Verfügung hat, und Europa ist momentan das beste Mittel dazu. Machen wir das beste aus der Situation und lassen uns eine schöne Idee nicht von Leuten madig machen, die nur ihren eigenen Vorteil sehen.