Thomas Engst

Als Freund der Pflanzen und an Botanik interessierter Mensch zieht es mich für gewöhnlich an eher abgelegene Orte, in die Schutzgebiete und Nationalparks dieser Welt. Dort findet man noch die wahren Highlights der Pflanzenwelt. So scheint es zumindet, denn während sich unser Blick zunehmend auf die Schutzgebiete dieser Welt richten, entgeht uns ein ganz anderer Bereich der Natur. Von Menschen genutzte und geformte Biotope. Bestes Beispiel dafür sind verkommene Brachflächen wie bspw. Bahnhöfe. Hier tummeln sich für gemeinhin jeder Menge Leute, egal ob im Güter- oder Personenverkehr.

Bahnhöfe werden wie kaum sonst ein Lebesnraum geprägt und genutzt. Hier wird gespritzt, getreten, rangiert, be- und entladen sowie gesalzen. Das macht sich auch in der Flora bemerkbar. Wie sonst sind Arten wie das Kali-Salzkraut oder der Krähenfuß-Wegerich zu erklären? Da sich in letzter Zeit vermehrt salzliebende Pflanzen entlang unserer Straßen ansiedeln, sollte eventuell überlegt werden, ob inzwischen ausreichend Streusalz ausgebracht wird. Die Pflanzenwelt zeigt uns damit einmal mehr unser eigenes Versagen auf.

Des Weiteren sind Bahnhöfe ein ideales Pflaster für Neubürger (im Sinne der Botanik). Durch den regen Verkehr durch teils internationale Züge werden Pflanzenarten aus aller Herren Länder eingebracht. Manche davon stellen uns vor Probleme, andere, wie der Weiße-Amarant, freuen die Veganer unter uns. Aber auch die Selbstversorger und Küchenfreunde kommen mit dem Gemüse-Portulak, dem aromatischen Wermut und Rucola voll auf ihre Kosten.

Ich kann es euch nur empfehlen, geht mal auf Brachen und Brachflächen in eurer Nähe und haltet mal die Augen offen. Ihr werdet staunen.

Der Krähenfuß-Wegerich (Plantago coronopus) ist eine salzliebende Pflanze .

Hinterhöfe sind nicht selten interessante Biotope zum Kartieren.

Der weiße Amarant (Amaranthus albus) ist ein Neophyt und breitet sich entlang der Schienen aus. Er profitiert durch das Wegspritzen konkurrierender Kräuter.