Thomas Engst

Den Botaniker und Autor Jürgen Feder kenne ich schon viele Jahre persönlich. Neben diversen “Diskussionen” im Internet versuche ich auch mindestens 2 Treffen pro Jahr in der realen Welt zu organisieren. Jürgen und ich sind auf einer Wellenlänge, haben (oftmals) die gleichen Ansichten über den aktuellen Naturschutz und seinem Stellenwert in der heutigen Gesellschaft. Unsere größte Gemeinsamkeit aber ist wohl die Liebe zur Botanik. Jürgen hat sicherlich viel mehr über Botanik vergessen als ich jemals wissen werde, daher ist es für mich immer eine Freude ihn zu treffen und ein paar Stunden zu fachsimpeln. Eine ebenso große Freude sind seine Bücher. Mittlerweile ist mit “Von Diven, Dränglern und fleißigen Lieschen: Feders Charakterkunde der Pflanzen” der vierte Band aus der Jürgens Feder im rororo-Verlag erschienen und setzt die Reihe gekonnt fort.

Für gewöhnlich soll eine Rezension mit etwas Positivem anfangen. Das ist in diesem Falle auch nicht schwer. Schon der Einband des Buches sorgt für einen hochwertigen Ersteindruck und behebt damit auch gleich einen Mangel der vorangegangenen Bücher. Diese fühlten sich etwas zu “folienhaft” an. In Sachen Aufbau und Struktur des Buches hat sich indes wenig getan. Noch immer werden in einzelnen, thematisch abgegrenzten Kapiteln jede Menge Pflanzen vorgestellt. Diese Vorgehensweise ist dem Leser der bisherigen Bände bekannt und funktioniert nach wie vor einwandfrei. Jürgen Feder hat sich bei der Pflanzenauswahl nicht nur auf einheimische Arten beschränkt und ordnet diesen einen mehr oder weniger menschlichen Charakter zu.

Diese Herangehensweise ist erfrischend neu hat mir sehr gut gefallen. Erneut sorgt die Schreibweise von Jürgen Feder für viel Lesespaß. Wer Jürgen kennt der weiß, dieser Mann schreibt wie er ist. Geradeaus, kein Blatt vor dem Mund und frei von der Leber weg prasseln Anekdoten, Informationen und Analogien zu menschlichem Verhalten auf den Leser ein. Das ist eine wahre Freude. Leider wirken die Analogien mitunter etwas weit hergeholt aber oftmals kriegt der Autor die Kurve und es ergibt sich ein klares Bild. Viele der Vergleiche mit menschlichen Wesenszügen kann ich, obwohl mir die Gedanken bisher nie selbst gekommen sind, aus meiner praktischen Erfahrung nachvollziehen und frage mich, wieso ich das nicht schon eher bemerkt habe?

Dennoch muss ich auch etwas nörgeln und auf ein paar Sachen hinweisen, die mir nicht so sehr gefallen haben. Wohlwissend, dass es sich dabei um Verlagsentscheidungen handelt und nicht zu Lasten des Autors geht. Erneut finde ich den pro Pflanze zur Verfügung stehenden Platz oftmals zu wenig. Nicht selten muss eine viertel Seite für die Artbeschreibung ausreichen. Hier hätte ich mir gerne pro Art mindestens den doppelten Platz gewünscht. Auch sind die Abbildungen nicht immer optimal vom Verlag ausgewählt wurden. Klar, Gräser abzubilden ist eine undankbare Aufgabe aber dennoch wären hin und wieder aussagekräftige Bilder schön gewesen. Im besten Falle ein Bild der gesamten Pflanzen und eines im Detail. Auch passierte es, dass eine Pflanzenart keine Abbildung spendiert bekommen hat oder zwei Bilder das Blattwerk anstatt der Blüte zeigen.

Unterm Strich ist es aber ein sehr informatives und locker geschriebenes Buch auf gewohnt hohem Niveau, welches sich auf jeden Fall zur praktischen Bestimmung der Pflanzen im Gelände eignet und die Zielgruppe von botanisch interessierten Laien nicht enttäuschen dürfte.