Thomas Engst

Eine Geschichte sorgte in der vergangenen Woche besonders für Aufsehen. Eine Geschichte die zeigt, wie schnell heutzutage Meinungsmache betrieben werden kann und wie schnell man zum Meinungsmacher werden kann.

Ein aus Niedersachsen stammender Friedhofsgärtner behauptete, am vergangenen Dienstag in Steinfeld in der Samtgemeinde Tarmstedt von einem Wolf angegriffen worden zu sein. Der 55-jähriger Gemeindemitarbeiter schilderte, dass bei Arbeiten an einer Friedhofsmauer ein Wolf nach seiner Hand geschnappt habe. Während dieses Ereignisses haben sich drei weitere Wölfe im Hintergrund gehalten und das Geschehen beobachtet. Der Mann habe die vier Tiere vertreiben können. Im Auftrag des Umweltministeriums wurden Tier-Haarproben, der Pullover des Mannes und ein Hammer, mit dem der Mann nach eigenen Angaben das Tier abgewehrt hatte, sichergestellt. Für die möglichst schnelle DNS-Analyse wurden die Proben per Kurier an das Senckenberg-Institut bei Frankfurt geschickt.

Für manche der Außenstehenden war die Sache beizeiten klar. Hier wurde ein unbescholtener Bürger erstmalig von einem wilden Wolf angegriffen. Am helllichten Tage. Im besiedelten Bereich. Einige Politiker nutzten die unsichere Lage, immerhin standen abschließende Informationen zum angreifenden Tier noch aus, um sich zu positionieren. Vorrangig gegen den Wolf und proklamierten einen Abschuss als notwendige Konsequenz. Nicht gerade wenige aus (CDU) Politik stimmten in das Geschrei mit ein und übersahen dabei folgende zwei Dinge: a) der Wolf steht unter europaweitem Schutz und b) die Schuld des Wolfes war noch nicht bewiesen.

Eine Woche später liegen nun die Ergebnisse einer DNS-Analyse vor. Ein klarer Nachweis für einen Wolf konnte nicht festgestellt werden. In den analysierten Proben sei die DNS von Reh, Katze und Hund nachgewiesen worden – an keiner Stelle aber ein Nachweis für einen Wolf. Damit steht allerdings nach wie vor nicht fest, was für ein Tier an dem Vorfall in Steinfeld beteiligt war. Der Ruf des Wolfes ist aber trotz Freispruch erneut diffamiert wurden. Der Wolf wurde erneut für irgendwelche Machtspielchen missbraucht, als Wahlkampfmittel missbraucht und ohne Rücksicht auf Verluste in schlechtes Licht gerückt. Wer schlechtes Zeugnis wider seinen Nächsten spricht handelt sich teils empfindliche Strafen ein, das würde ich mir auch für schlechtes Zeugnis gegen (Wild)Tiere.