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von Stefanie Weigelmeier. –
Grüner Punkt, Gelber Sack, Altglas, Altpapier, Wertstoffhof.
Joghurtbecher spülen, stapeln, abgeben.
Pfandglas.
Abbaubare Plastikfolie.
Reuse, reduce, recycle.
…
Deutschland war wohl mal „Recyclingweltmeister“ und hat sich im Jahr 1994 die Kreislaufwirtschaft als Ziel gesetzlich vorgeschrieben.
Unser Nachbarland Frankreich hat das 2018 konkretisiert (FREC – la feuille de route èconomie circulaire) und seit diesem Jahr gibt es dort nun eine Kennzeichnungspflicht, die die Verbraucher:innen über die Reparierbarkeit von Elektrogeräten informieren soll (der sog. Reparatur-Index). Ziel ist es, dass durch 50 Maßnahmen in den Bereichen Produktion, Konsum, Recycling und Mobilisierung bis zum Jahr 2026 60% der Elektro- und Elektronikgeräte im Land repariert statt weggeworfen werden.
Die Maßnahmen basieren auf freiwilligen Anreizen, die Kennzeichnung ist jedoch für die Herstellung verpflichtend.
In den Index fließt u.a. ein, wie leicht der Zugang zu Beschwerdeformularen ist, aber auch wie lange (oder ob überhaupt) Ersatzteile und Reparaturservice vorgehalten wird.
Welcome to Sodom
Der Untertitel lautet: Dein Smartphone ist schon hier.
Und es handelt sich um einen Dokumentarfilm, der zeigt, wie die Menschen in Sodom leben. Sodom heißt eigentlich Agbogbloshie und liegt in Accra, Ghana. Es handelt sich dabei um Europa‘s größte Elektromüllhalde: hier gehts zur Homepage mit Trailer: Welcome to Sodom
Ob∙so∙les∙zenz, Substantiv, feminin [die]
die [in seiner Herstellungsweise, seinen Materialien oder Ähnlichem angelegte] Alterung eines Produkts, das dadurch veraltet oder unbrauchbar wird
Kennt Ihr das? Da geht was kaputt und das kurz, nachdem die Garantie abgelaufen ist.
Zufall oder Obsoleszenz?
Das Thema wird zu groß, um es hier auch nur annähernd zu umreißen.
Typisches Problem beim Smartphone, aber auch bei anderen Elektro-Lleingeräten ist der Akku. Aber auch praktisch alle Elektro-Großgeräte sind immer schwerer reparierbar, ober benötigen „Spezialteile“, die als Ersatz nicht oder nur schwer zu bekommen sind. Dadurch wird ein Neukauf in den meisten Fällen wahrscheinlicher.
Ende November 2020 hat das EU-Parlament das “Recht auf Reparatur“, das „right to repair“ beschlossen. Von 2021 an müssen Hersteller bestimmter Elektro-Großgeräte (u.a. Fernseher, Monitore und Kühlschränke) Ersatzteile und Anleitungen an Reparaturbetriebe liefern. Für Fernseher müssen z.B. wichtige Komponenten wie interne Netzteile und Kondensatoren sieben Jahre lang vorgehalten und binnen zwei Wochen versendet werden.
reduce – reuse – repair – recycle
Ich persönlich nutze seit über sechs Jahren ein immer noch gut* funktionierendes Fairphone FP 1U. Rahmengeschichte: jedes Einzelteil jederzeit austauschbar. Stimmt auch. Allerdings hat der Hersteller 2017 den Support eingestellt. Die Community ist hier allerdings so fix, dass man sich untereinander vernetzt, unterstützt, mit (recycelten) Ersatzteilen versorgen kann, ehrenamtlich selbst ernannte Fairphone-Angels unterstützen bei komplizierteren Reparaturgängen, wie z.B. dem Austausch des Displays. Anleitungen stellt Fairphone nach wie vor zur Verfügung, nur eben keine Ersatzteile mehr. Und – jetzt komme ich zum Asterisk – es gibt auch keinen Support mehr bzgl. des Betriebssystems. Daran wird, zumindest mein treues FP 1U wohl früher oder später in die Grätsche gehen, bzw. wird meine innere Bereitschaft, auf bestimmte Funktionalitäten nur eingeschränkt zugreifen zu können, sinken.
Für die größeren Elektrogeräte und die komplizierteren Reparaturen gibt es ja dann auch noch wunderbare Menschen in repair-cafés und hin und wieder natürlich auch noch findige und engagierte Elektroinstallateur:innen…
Wie sind Eure Erfahrungen mit reuse – repair – recycle? Schreibt gerne in die Kommentare!
9. Januar 2021 um 7:11 pm Uhr
heute im Radio:
“Deutschland exportiert weniger Plastikmüll
Berlin: Der Export von Kunststoff-Müll aus Deutschland geht zurück. Im vergangenen Jahr wurden etwa zehn Prozent weniger Plastikabfall ins Ausland verkauft als 2019. Das zeigen Zahlen der Entsorgungswirtschaft. Größte Abnehmer sind Malaysia und die Niederlande, wohin zusammengenommen knapp ein Drittel der Gesamtmenge gebracht wird. Warum diese zurückgegangen ist, sagt der Verband der Entsorgungswirtschaft nicht. Branchenexperten zufolge spielen strenge Import-Vorschriften in China eine Rolle; außerdem dürfte wegen Corona manches Geschäft geplatzt sein. Um 20 Prozent zurückgegangen ist der Preis, den die Abfallwirtschaft für Kunststoffmüll erzielt.
Quelle: B5 aktuell Nachrichten, 09.01.2021 18:15 Uhr”
Soso, in die Niederlande also… und von dort? Doch wohl nicht aufs Schiff? EIn Schelm, wer böses dabei denkt….
9. Januar 2021 um 6:13 pm Uhr
Hallo Stefanie!
Ja, die Vermarktung von Müll … ich weiß nicht seit wieviel Jahrzehnten die Menschheit in der Lage ist Kupfer mit “Plastik” kostengünstig zu ummanteln … der Gore, allseits auch der Bekleidungsbranche mit “atmungsaktiv” bekannt, ist mit Kabelummantelung reich geworden.
…und dann ist die westliche Welt nicht in der Lage die Isolationsschicht vom Kabel zu trennen – da bleibt mir der Mund offen stehen!
Noch viel schlimmer, dass gewisse Firmen diese Kabel gewinnbringend an irgendwelche Firmen in Dritweltländern verschachern, die gewiss für “uns” wasserdichte Verträge unterzeichnet haben, die diesen Firmen frei Hand geben und jegliche Haftung gen den Subunternehmen aufbürden …. alles sehr erschreckend und falsch, aber ich weiß keine Lösung ;-(
8. Januar 2021 um 7:20 pm Uhr
Hallo Markus,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Deiner Seite entnehme ich, dass Du Dich auch progressiv mit dem Thema upcycling beschäftigst (muss mal sehn, wo ich einen Sektkorken herbekomme ;-)…)
Generell sprichst Du einen, wenn nicht den Haupt-Kritikpunkt an, die Vermarktung von Müll. Aus der Doku wird ersichtlich, dassl wir in Deutschland keine geeignete Technik haben, Kupfer aus Kabeln zurück zu gewinnen. Deswegen werden die Kabel nach Accra verkauft und dort nutzt man ausgeklügelte Technik (anzünden), um das Kupfer vom Plastik zu befreien.
Der Abspann ist auch bemerkenswert: zwei Ghanesen blättern durch die Photos auf einem Smartphone. Zusehen sind vermutlich Urlaubsphotos mit hellhäutigen Menschen. Einer der Ghanesen kommentiert dies mit “Die Weißen haben so viel Spaß”.
6. Januar 2021 um 9:50 am Uhr
Hallo!
Tja, das ist so eine Sache mit dem Recycling …
Ich erinnere mich noch an die Einführung des “Grüner Punkt” und diese vollmundigen Versprechen und dafür mussten wir alle tiefer in die Tasche greifen … hat man ja “gerne getan” 😉
Dann ein paar Jahre später gab es den ersten Skandal, wenn ich das recht zusammen bekomme (man könnte natürlich googln), da wurde in einer Lagerhalle der eben nicht recycelte Teil von Grünem-Punkt-Müll gefunden, von irgendeiner unglaulichen Zahl … halbes Jahr Plastik aus ganz Deutschland – das war sehr erschreckend, wurde aber schnell vergessen…
Solange man mit Müll Geld verdienen kann und das verschicken irgendwo in die Welt billiger ist wie es wieder einzuschmelzen, wird es immer Geschäftsleute geben, die diese “Lücken” ausnutzen – es gibt ja genügend Dokus, die die Menschen wachrütteln sollten!
Leider habe ich den Eindruck, dass es niemanden wirklich interessiert ;-(
…das mache ich fest ganz nahe über all dort, wo ich einen Schritt vor die Tür setze und sämtlichen Müll irgendwo auf Straßen und in der Landschaft finden muß … solange nicht wirklich jeder willens ist seinen Müll in den Mülleimer zu entsorgen, sondern einfach fallen läßt, solange fürchte ich ist Hopfen und Malz verloren ;-(
Beispiel 2 mit dem “Hält gerade 2 Jahre und 1 Tag” – da habe ich bei meinen ersten Handys mit den Kollegen drüber gewitzelt – heute ist es doch so, das in dieser kurzen Zeit die Software und Homepages (siehe aktuell Facebook) so aufgebläht werden, das ein 2 Jahre altes Handy nichtmehr damit klar kommt … und so ziemlich jeder User freiwillig nach einem Jahr ein neues Gerät kauft, weil das damit zurecht kommt – beschleunigt wird das durch eben nicht mehr unterstützte OS oder dass die Lieblingsapp nicht mehr mit der OS-Versinon läuft. Und falls man dann doch mal das Smartphone aufräumt läßt sich das ein oder andere schon nicht mehr installieren ;-(
Ich habe z.B. lange ein Wiko genutzt mit Android 4.4, nach 5 Jahren gab es dann dies nicht mehr, das nicht mehr und ich habe mich schweren Herzens dran gemacht es zu flashen, was ein paar mal gelang, aber egal ob ich Updates verweigert oder mitgemacht habe, es mußte alle paar Monate geflashed werden, bis es schließlich garnicht mehr ging – bedauere ich zutiefst – viele andere hätten sich aber nicht die Mühe gemacht, 50, 100 oder 500 Euronen sind schneller ausgegeben wie die viele Zeit, die man mit der “Lebenserhaltung” opfert ;-(
Viele Grüße
Markus