Gastbeitrag

Maike Radermacher von trademachines.de trat mit einem Thema an mich heran, welches mir seit Langem ein Anliegen ist. Sandabbau für industrielle Zwecke. Dieser weitere Raubbau an der Natur läuft nahezu unbemerkt seitens der Öffentlichkeit ab und schmälert eine weitere, nur begrenzt verfügbare natürliche Ressource. Maike und ihr Team haben sich des Themas angenommen und eine wirklich ausführliche Infografik zum Thema erstellt, die es wirklich wert ist gelesen zu werden. Ihr findet sie in dem Maike verfassten Beitrags unterhalb der Linie.


Jährlich werden weltweit 40 Milliarden Tonnen Sand abgebaut – 9 mal mehr als Erdöl. Sand ist nach Wasser die am meisten verbrauchte Ressource überhaupt. Zunächst scheint Sand unendlich, aber wie so viele natürliche Ressourcen, sind auch die Sandvorkommen begrenzt und der Sand wird knapp.

Der Nutzen von Sand ist vielfältig: In Alltagsgegenstände wie Glas, Elektronik oder Kosmetikartikel verstecken sich die kleinen Körner als essentielle Bestandteile. Zudem ist Sand in den letzten Jahren immer wichtiger fürs Fracking geworden. Man hat festgestellt, dass Sand den Prozess dieser umstrittenen Art der Erdölgewinnung deutlich effizienter macht.

Eine überwältigende Masse schluckt jedoch die Bauindustrie. Beton besteht zu 2/3 aus Sand, was den Bausektor zum größten Sandverbraucher macht. Für den Bau eines durchschnittlichen Einfamilienhauses werden ca. 200 Tonnen Sand benötigt, für einen Kilometer Autobahn bereits 30.000 Tonnen Sand.

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Somit wurde Sand zu einem kostbaren Gut in einem prosperierenden Markt. Dieser Wohlstand hat jedoch seinen Preis, den die Umwelt zu zahlen hat. Während die rund 120.000.000 Milliarden Tonnen Sand auf der Erde wie ein reichhaltiges Angebot erscheinen, ist nicht jeder Sand gleich und nicht alle Arten von Sand sind für alle Zwecke geeignet.

Für den Bau mit Beton kommt nur Meeressand in Frage. Wüstensand ist durch das Abschleifen des Windes zu glatt, als dass er sich an den Zement haften könne. Der für die Bauindustrie geeignet Sand wird also in Flusstälern, am Strand und am Meeresgrund abgebaut. Dieser massive Sandabbau bringt das Ökosystem Meer extrem durcheinander: Landverlust, Gefahr für die Landwirtschaft durch versalzene Böden und bedrohte Meerestierarten, da ihre Nahrungskette gefährdet wird.

Da sich mit den kleinen Körnchen gutes Geld verdienen lässt, ist nicht verwunderlich, dass sich eine Sand Mafia gebildet hat. Der Sandabbau ist in vielen Ländern wenig reguliert, sodass der illegale Sandabbau boomt und ohne Rücksicht auf (Umwelt-)Verluste Strände geplündert und Meeresböden leer geräumt werden. In Jamaika wurde über Nacht einfach ein 400m langer Strand komplett gestohlen und auf den Malediven und in Teilen Indiens begeben sich sogenannte Sandtaucher ohne Ausrüstung in 15m Tiefe, um von dort Sand hochzuholen.

Unsere Gesellschaft ist buchstäblich auf Sand gebaut und wegen dieses enormen Sandbedarfs gehen überall auf der Erde die Sandvorräte zu Ende. Wenn der Sandverbrauch im gleichen Tempo weitergeht, werden 2100 Strände Geschichte sein. Alternativen für die Baubranche müssen her, der Sandabbau weltweit reguliert und ein bewusster Umgang mit dieser kostbaren Ressource geschult werden.


Sand Knappheit