Thomas Engst

Wie bereits erwähnt, verbrachte ich Ostern im westlichen Teil des Harzes um einmal diese Gegend zu durchwandern, kennenzulernen, zu erleben und um ein paar Stempel der Harzer Wandernadel zu ergattern. Ausgangspunkt dieser Tour war Bad Lauterberg, genauer gesagt das dazugehörige Kupferhütte. Zunächst einmal führte der Weg bei sommerlichen Temperaturen steil bergauf. Kein Wunder, sollte es doch auf den immerhin ca. 690 m hohen Großen Knollen gehen. Unterwegs konnte ich bereits das Voranschreiten des Frühlings bewundern. Im Vergleich zur letzten Tour, hatten die Bäume schon deutlich mehr Blätter und so langsam verdichteten sich die Baumkronen. Nicht mehr lange und die alten Buchen und Eichen beschatten mit ihrem Blattwerk den Erdboden. Momentan allerdings war von Schatten noch keine Spur und so stellte sich alsbald heraus, dass es sich um eine schweißtreibende Wanderung handeln würde.

Auf dem Weg zum Gipfel wanderte mit der Stempelstelle #152- Knollenkreuz bereits nach wenigen Kilometern der erste Stempel des Tages in mein Heft und sorgte für einen gelungenen Auftakt. An dieser Wegkreuzung traf ich auf andere Wanderer, welche ich im Laufe des Tages und der Tour immer mal wieder sehen sollte. Der Harz lockt eben viele Menschen an.

Nach einer kurzen Rast und netten Gesprächen galt es, den Gipfel in Angriff zu nehmen. An sich ist dieser nicht besonders hoch, dennoch wusste der lange und stetig ansteigende Wanderweg die restliche Strecke zu einer wahren Freude zu machen. Dafür entschädigte der auf dem Großen Knollen befindliche Aussichtsturm mit einem herrlichen Blick über den Harz. Wann liegt einem schonmal Deutschlands nördlichstes Mittelgebirge so zu Füßen? Mit der Stempelstelle #150 – Großer Knollen konnte ich den zweiten Stempel der heutigen Tour verbuchen.

Auch wenn dieser unscheinbare Berg heute etwas verlassen wirkt, so zeugt seine Geschichte doch von einigen Ereignissen und einer bewegten Vergangenheit. Der ehemalige Vulkan „Großer Knollen“ ist mit seinen 687 m ü. NN nämlich eine der höchsten Erhebungungen im Südharz. Bereits 1890 wurde auf dem Gipfel ein ca. 8 m hoher hölzerner Aussichtsturm erbaut. Nach mehreren Unfällen und Beschädigungen durch Blitzschlag, entschieden sich die Mitglieder des Harzklub-Zweigvereins Bad Lauterberg für den Neubau eines steinernen Aussichtsturms, der im August 1904 eingeweiht wurde. Schon vor dem 2. Weltkrieg soll es eine bewirtschaftete Baude am Aussichtsturm gegeben haben. Ab 1949 übernahm der „Knollerich“ – so wurde der erste, durch seine Späße allseits bekannte Baudenwirt Fritz Goericke genannt – die Bewirtschaftung und baute die Baude neu auf. 1961 wurde der Turm auf 20 m erhöht. Bei gutem Wetter erschließt sich dem Wanderer eine herrliche Aussicht bis zum Weserbergland und zum Thüringer Wald.

Als dritte und letzte Etappe dieser ersten Tour des Tages stand mit dem Bismarckturm von Bad Lauterberg die Stempelstelle #115 auf dem Plan. Um diese zu erreichen galt es, den gesamten Gro0en Knollen wieder runter zu wackeln und auf der gegenüberliegenden Seite des Tals erneut bergan zu laufen. Aber was macht man nicht alles um Harzer Wanderkaiser zu werden oder? Der 15 Meter hohe Bismarckturm wurde auf dem Kummel (536 m ü. NN) in Bad Lauterberg erbaut. Der Bismarckturm ist ein beliebtes Ausflugsziel in Bad Lauterberg. Er wurde 1904 auf Initiative des Sanitätsrates August Tischmann gebaut und gehört heute dem Harzklub ZV Bad Lauterberg. Die ersten Spenden wurden im November 1902 gesammelt, sodass die Bauarbeiten, die durch den Bad Lauterberger Maurermeister Walter Nagel durchgeführt wurden, schnell beginnen konnten.

Der Bismarckturm wurde aus Natur- und Ziegelsteinen errichtet. Ein in der Bronzegießerei gefertigtes Relief Bismarcks befindet sich in halber Höhe über dem Eingang des Turms. Auf dem Turmkopf befand sich eine Feuerschale, die im Jahr 1987 entfernt wurde. Während der Öffnungszeiten der Gaststätte ist der Turm über eine 60-stufige Steintreppe und eine 11-stufige Metalltreppe begehbar. Im Jahr 2000 wurde das Bauwerk komplett saniert. Bei klarem Wetter bietet der Turm von einer Aussichtsplattform einen ausgezeichneten Blick zum benachbarten Großen Knollen, zur Hanskühnenburg, zum Brocken, zum Wurmberg, nach Sankt Andreasberg, zur Odertalsperre und zum Ravensberg sowie nach Bad Lauterberg mitsamt den Ortsteilen Barbis, Bartolfelde und Osterhagen.

Am Ende dieser Tour kamen zwar “nur” drei neue Stempel in mein Wanderheft aber jeder einzelne hatte sich gelohnt. Die Natur in dieser Ecke des Harzes ist deutlich schroffer als in der Gegend, in der ich sonst unterwegs bin. Auch liegen hier die Stempelstellen nicht so dicht gepackt beeinander, wie man es vielleicht aus der Region Quedlingburg gewohnt ist. Außerdem ist beim Erreichen des Harzer Wanderkaisers der Weg das Ziel oder?