Stefanie Weigelmeier

von Stefanie Weigelmeier.

Acer opalus steht auf der Roten Liste?”

Die Betonung, die auf dieser Frage liegt, kann unterschiedlicher nicht sein.
Acer opalus?, ist der überhaupt heimisch? (Was ist Acer opalus überhaupt?) Ist er wirklich selten? Müssen wir den schützen? Vielleicht auch sowas: ist jetzt der Acer opalus auf dem Parkplatz auch geschützt? – Kurzum: was hat es mit der Roten Liste auf sich?

Acer opalus – eine der fünf einheimischen Ahorn-Arten

Ich fange mal vorne an: Acer opalus ist eine in Deutschland heimische Ahorn-Art. Insgesamt sind das fünf: Acer campestre (Feld-Ahorn), A. platanoides (Spitz-Ahorn), A. pseudoplatanus (Berg-Ahorn), A. monspessulanum (Burgen-Ahorn) und A. opalus (Schneeballblättriger Ahorn).
Die beiden letzten kommen (im Naturstandort) nur in Süddeutschland vor. Ihre Hauptverbreitung liegt jedoch in Südeuropa. Betrachtet man die politisch-administrativen Grenzen hat Acer opalus von Südwesteuropa her über die Täler der Westalpen und des Schweizer Jura hinweg gerade so das deutsche Hochrheingebiet bei Grenzach erreicht. Die auf deutscher Seite wachsenden Bäume lassen sich buchstäblich an einer Hand abzählen – es sind genau fünf. Damit gehört Acer opalus zweifellos zu den seltensten Pflanzenarten Deutschlands.

Acer opalus gilt als Trockenstresstolerant und wird sich daher in der Zukunft gut als Straßen- und Stadtbaum eignen. Er verträgt Trockenheit und Hitze des mediterranen Sommers genauso wie Winterkälte und Spätfröste ohne Schaden und kann auch bei sehr niedrigem Wasserpotential durchschnittliche Photosynthese- und Transpirationsraten beibehalten.

Acer opalus – ist er vom Aussterben bedroht?

Die Kategorie, in der Acer opalus in der Roten Liste geführt wird lautet “extrem selten”. Oft wird irrtümlich angenommen, dass extrem seltene Arten automatisch in eine hohe Gefährdungskategorie fallen oder gar vom Aussterben bedroht sein müssten. Nun sind es nur fünf Exemplare in Deutschland (die angepflanzten zählen hier nicht mit!) und damit zählt die Art zweifelsohne zu den seltensten Pflanzenarten Deutschlands, aber in den letzten 100 Jahren ist kein nennenswerter Rückgang nachweisbar. Im Gegenteil geht man davon aus, dass Acer opalus sich entlang des Klimawandels auch natürlichweise ausbreiten könnte.

Rote Listen als Instrumente des Naturschutzes

Rote Listen sind Instrumente im Naturschutz, die Informationen über den Gefährdungsstatus von Arten liefern. Sie werden von internationalen, nationalen oder regionalen Organisationen, wie der International Union for Conservation of Nature (IUCN), erstellt und regelmäßig aktualisiert. In Deutschland wird das seit 2018 im AUftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) über das Rote-Liste-Zentrum koordiniert und umgesetzt.

Die Hauptaufgabe einer Roten Liste besteht (auf internationaler Ebene) darin, Arten zu identifizieren und zu bewerten, die einem hohen Risiko ausgesetzt sind, auszusterben oder deren Populationen stark zurückgegangen sind. Auf nationaler Ebene werden alle Arten der jeweiligen Organismengruppen erfasst. Die Bewertung erfolgt anhand verschiedener Kriterien, wie dem Rückgang des Bestands, dem Verlust von Lebensräumen, der Verbreitung und der Anfälligkeit für bestimmte Bedrohungen. Die Roten Listen darf man also als Inventarlisten der in Deutschland vorkommenden Biodiversität verstehen. Zusätzlich betrachten sie die Entwicklung von derzeit noch ungefährdeten Arten.

Die Rote Liste weist Arten in verschiedene Kategorien ein, um den Grad ihres Gefährdungsstatus zu verdeutlichen. Einige der gängigen Kategorien umfassen “vom Aussterben bedroht”, “gefährdet” und “potenziell gefährdet”. Diese Kategorien dienen als Warnsignale und helfen, Prioritäten im Naturschutz zu setzen und Ressourcen gezielter einzusetzen.

Die Roten Listen stellen einen zeitlichen Rückblick auf etwa die letzten 10-15 Jahre dar

Rote Listen sind dynamische Instrumente, die kontinuierlich aktualisiert werden, um den aktuellen Zustand der Artenvielfalt widerzuspiegeln. Rote Listen sind also nie aktuell im Wortsinn!

Die Bewertung und Einstufung von Arten auf der Roten Liste erfolgt aufgrund umfangreicher wissenschaftlicher Studien, Daten und Informationen von Expert:innen, die sich mit den verschiedenen Arten und deren Lebensräumen auskennen. Die Bewertung bezieht sich also auf einen Zeitraum von etwa 10-15 Jahren (kurzfristiger Bestandstrend) bzw. 150 Jahre (langfristiger Bestandstrend) in die Vergangenheit und versucht eine Prognose auf die Zukunft abzuleiten.

Die Rote Liste gibt somit nicht nur einen Überblick über den aktuellen Gefährdungsstatus von Arten, sondern sie bietet auch wertvolle Informationen über die Hauptursachen für den Rückgang oder den Verlust von Arten und Lebensräumen. Dies ermöglicht es den Naturschutzbehörden und -organisationen, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um den Schutz gefährdeter Arten zu verbessern und geeignete Strategien für den Erhalt von Lebensräumen zu entwickeln.

Darüber hinaus trägt die Rote Liste dazu bei, die Öffentlichkeit und die Gesellschaft für die Bedeutung des Naturschutzes zu sensibilisieren, indem sie auf den alarmierenden Rückgang der Artenvielfalt hinweist und Maßnahmen zum Schutz der Natur fördert.

Insgesamt spielen Rote Listen eine wichtige Rolle im Naturschutz, indem sie einen umfassenden Überblick über den Zustand der Artenvielfalt geben, den Schutz gefährdeter Arten priorisieren und Maßnahmen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt fördern.