Thomas Engst

Das Schöne am Harz: neben ausgiebigen Tagestouren hält das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands auch viele kleinere Wanderrouten parat, welche sich bequem an einem Vormittag bestreiten lassen. Umso besser, wenn es dabei noch ein paar Stempel der Harzer Wandernadel auf dem Weg liegen. Eine solche kleine Wanderung bietet sich bei dem kleinen Dörfchen Stecklenberg an. Hier befinden sich die Stempelstellen 187 – Lauenburg sowie 73 – Glockenstein und sind auf gut begehbaren und ausgeschilderten Wegen zu erreichen.

Die Kirche von Stecklenberg im Harz.

Ausgangspunkt der Tour bildete das Dörfchen Stecklenberg und wusste vom ersten Eindruck her zu überzeugen. So machte ein liebevoll gebautes Modell der früheren Stecklenburg auf sich aufmerksam und zeugte von dem ehemals imposanten Erscheinungsbild der Anlage. Die Ruine der für den Ort Stecklenberg namensgebenden Stecklenburg befindet sich auf einer kleinen Anhöhe, nur wenige Meter vom Ort entfernt. Sie wurde im 11. Jahrhundert vom Bischof von Halberstadt erbaut. Anfangs wurde die Stecklenburg als Schutzburg genutzt. Ab dem 13. Jahrhundert gehörte die Burg zum Besitz des Stifts Quedlinburg und ging im 14. Jahrhundert an die Ritter von Hoym über. Durch die Nutzung als Raubburg wurde sie noch im selben Jahrhundert durch den Erzbischof Dietrich von Magdeburg zerstört. Zwar ließen die Herren von Hoym die Burg wieder aufbauen und besaßen sie bis ins 17. Jahrhundert, jedoch verfiel die Burg zunehmend. Vor der vollständigen Zerstörung wurde sie durch den Einspruch des damaligen Oberförsters von Thale, der sich für einen Erhalt des Bauwerks engagierte, bewahrt.

Modell der Stecklenburg

Der Weg zur ersten Stempelstelle des Tages, #187 – Lauenburg, führte zunächst steil bergauf und querte die Überreste der ehemaligen Stecklenburg. Das verfallene Gemäuer ist heute ein Denkmal vergangener Zeiten und ein sehr beliebtes Ziel bei Touristen. Ich mag es, zwischen den alten Mauern zu stehen und mir das Leben der damaligen Leute zur damaligen Zeit vorzustellen und mir die unterschiedlichsten Szenen auszumalen.

Ruine der Stecklenburg

Nicht weit davon entfernt befindet sich dann die Ruine der Lauenburg und somit wanderte der erste Stempel des Tages in mein Wanderheft.

Die Burganlage wurde 1164 erstmals urkundlich erwähnt und hatte wahrscheinlich eine Bauzeit von zehn Jahren. Sie besteht aus der ca. 200 m langen „Großen Lauenburg“ und der ca. 50 m langen „Kleinen Lauenburg“, welche als Vorburg zu betrachten ist. Es war dereinst die größte Burganlage im Harzgebiet, eine salische Reichsburg, die wohl wie die Harzburg unter HEINRICH IV. (1050- 1106) erbaut wurde. 1165 ging sie an Heinrich den Löwen, der sie 1180 wieder an Barbarossa herausgeben musste. Im Jahr 1267 vom Brandenburger Markgraf übernommen, wurde sie den Regensteiner Grafen zum Lehen gegeben, bis sie schließlich unter dem Halber-städter Bischof Albrecht III. (1366-1390) erobert und wieder hergerichtet wurde. Nach ihrer späteren Nutzung als Steinbruch fiel sie 1897 in preußischen Staatsbesitz. Vom Aussichtsturm der Vorburg hat man einen sehr schönen Blick auf die Teufelsmauer bei Weddersleben und das Harzvorland.

Stempelstelle 187 der Harzer Wandernadel.

Der Wanderweg zur nächsten Stempelstelle führte nun durch sehr abwechslungsreiches Gelände. Mal wechselten sich monotone Fichtenforste mit leuchtend grünen Eichen-Elsbeeren-Wäldern ab und gaben Auskunft darüber, wie artenreich und licht ein gesunder Laubmischwald sein kann. Klar, gegenüber einer Fichtenplantage ist das keine Kunst aber eindrucksvoll war es allemal, diese Unterschiede so nah beieinander zu sehen. Die Eichenwälder wurden alsbald durch Rotbuchenbestände abgelöst und tauchten die Landschaft in ein angenehm rötliches Licht. Allerdings wurder der Weg nun auch deutlich steiler und das ständige hoch und runter sorgte für angespanntes Atmen und Schweißtropfen auf der Stirn. Der zweite Stempel des Tages, #73 – Glockenstein, war aber ein schöner Lohn für die Mühen. Obwohl ich sagen muss, dass es sich bei dieser Stempelstelle nicht gerade um eine Augenweise handelte.

Stempelstelle 73 der Harzer Wandernadel.

Der Granitblock, dessen Form an eine Glocke erinnert, war vermutlich in vorgeschichtlicher Zeit eine altgermanische Kultstätte. Der Sage nach klingt der Glockenstein in der Walpurgisnacht wie eine Glocke und weist so den Hexen den Weg zum Brocken. Auf dem Weg zurück nach Stecklenberg fiel mir anhand der Vegetation auf, wie weit das Jahr schon fortgeschritten war und dass sich der Frühling seinem Höhepunkt nähert. Wie dem auch sei, ich habe diese Wanderung sehr genossen und wieder jede Menge Erinnerungen an einen schönen Ausflug in den Harz gesammelt.

Eine Bank im Walde.

Frühlingslicht in einem Buchenwald im Harz.

 

Wie immer habe ich bei der Wanderung einen Treck aufgezeichnet um euch einen ungefähren Eindruck vermitteln zu können. Bisher visualisiere ich es mittels Garmin Basecamp, bin aber nicht ganz zufrieden damit. Wenn ihr also einen Tipp mit einer besseren Alternative habt, immer her damit.