Thomas Engst

Auf meinen Streifzügen durch Feld und Flur habe ich stets die Zielstellung, eine mir unbekannte oder nicht so geläufige Pflanzenart zu entdecken. Mittlerweile ist das gar nicht mal so einfach, umso größer ist die Freude, wenn es dann doch klappt und ich meine Artkenntisse wieder ein Stück erweitern kann. Meistens passiert dies in unbekannten Lebensräumen, selten erkundeten Regionen oder wenig besuchten Höhenlagen. In den letzten Tagen war es wieder der Fall und in den Höhenlagen des Harzes entdeckte ich die Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius).

Die Berg-Platterbse (Lathyrus linifolius) ist eine ausdauernde krautige Pflanze mit dünner, stielrunder, knotiger Grundachse, von der knollig angeschwollene Bodenausläufer ausgehen. Die ganze Pflanze ist kahl. Der Stängel ist niederliegend, aufsteigend oder aufrecht, 15 bis 40 cm lang, einfach oder unterwärts ästig, dünn, mit zwei deutlichen Flügeln und mit diesen etwa 3 bis 4 mm breit.

Die Laubblätter sind zu 5 bis 7, kürzer oder länger als die Stängelinternodien, besitzen 2 oder 3 Paar Blättchen und eine schmal geflügelte, in eine meist deutliche Grannenspitze auslaufende Spindel. Die Blättchen sind meist länglich-elliptisch bis lanzettlich, selten breitelliptisch oder lineal, etwa 2 bis 5 cm lang und 3 bis 8 mm breit, spitz oder abgerundet und kurz bespitzt und mit 3 bis 7 schwachen, netzig verbundenen Längsnerven ausgestattet. Sie sind beiderseits matt, oberseits trübdunkelgrün und unterseits heller bläulichgrün gefärbt.

Lathyrus linifolius

Die Nebenblätter von Lathyrus linifolius sind mehr oder weniger so lang bis doppelt so lang wie die Blattstiele, halbpfeilförmig, etwa so breit wie die Blättchen, mit meist kurzen Öhrchen und oft schwach gezähnt. Die Berg-Platterbse variiert insbesondere in der Breite und Länge der Blättchen.

Die Blütezeit von Lathyrus linifolius reicht von April bis Juni und sie blüht oft noch einmal im Herbst. Die traubigen Blütenstände sind etwa so lang bis fast doppelt so lang wie die Laubblätter, besitzen eine dünne, meist bogige Achse und 3 bis 5 etwa 11 bis 15 mm lange Blüten. Diese sitzen an 2 bis 4 mm langen Stielen in den Achseln zu kleinen Schuppen verkümmerter Tragblätter. Der Kelch ist glockig, am Rücken etwas ausgesackt, violett oder purpurbraun überlaufen und besitzt breit-lanzettliche Zähne. Deren untere sind etwa so lang wie die Röhre und viel länger als die oberen. Die Krone ist hell purpurn, am Grund mehr oder weniger grünlich, beim Verblühen hellblau bis grünlich und beim Trocknen leicht rostrot werdend. Die Fahne besitzt eine fast kreisrunde, scharf aufgerichtete Platte. Das Schiffchen ist fast rechtwinklig aufgebogen. Die Blüten unterliegen beim Verblühen einem Farbwechsel von hell purpurn nach hellblau bis grünlich, beim Trocknen werden sie sogar leicht rostrot. Mit diesem Farbwechsel ist ein Rückgang der Produktion von Nektar verbunden.

Lathyrus linifolius

Lathyrus linifolius ist in Mitteleuropa ziemlich verbreitet. In Deutschland (vor allem in Bayern) ist diese Platterbsenart ziemlich verbreitet. Sie fehlt jedoch im nordwestlichen Flachland und weitgehend südlich der Donau. Die Berg-Platterbse wächst meist herdenweise in Heiden und Magerwiesen, in lichten saueren Eichenwäldern oder Eichen-Buchenwäldern, an Waldrändern und in lichten Wäldern. Sie bevorzugt meist kalkarmen bis kalkfreien Boden.