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Die Gattung der Enziane (Gentiana) ist ähnlich divers und artenreich wie die Gattung der Glockenblumen (Campanula). Aus diesem Grunde drehen sich die kommenden Artportraits um die kleinen und großen Gewächse der Enziane. Enziane sind in ziemlich vielen unterschiedlichen Lebensräumen anzutreffen. Egal ob trocken oder nass, Flachland oder Gebirgslage, Enziane sind ziemlich anpassungsfähig und äußerst einfallsreich in Form und Farbe. Den Anfang macht Gentiana asclepiadea, der Schwalbenwurz-Enzian. Der Schwalbenwurz-Enzian wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 80 (100) Zentimetern. Es werden mehrere aufrechte bis überhängende, mehrblütige Stängel ausgebildet. Die Stängel sind einfach und dicht, gleichmäßig beblättert. Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind je nach Standort im Schatten einseitswendig und an offenen, lichten Stellen allseitswendig. Die 4 bis 8 Zentimeter langen Laubblätter fallen von oben nach unten kleiner aus. Die einfachen Blattspreiten sind lanzettlich und ganzrandig. Sie besitzen drei bis fünf deutliche Längsadern und sind dazwischen netznervig. Die Blüten sitzen bis zu dritt in den oberen Blattachseln. Die zwittrigen Blüten sind etwa 35 bis 50 Millimeter groß und sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle.
Die fünf häutigen Kelchblätter bei Gentiana asclepiadea sind zu einer Kelchröhre verwachsen die in fünf sehr kurzen und schmalen Kelchzipfel endet. Die dunkel-azurblaue, eng-glockenförmige Krone zeigt von außen eine dunkelblaue Färbung, innen ist sie rotviolett punktiert mit meist hellblauen Längsstreifen. Die Blütezeit erstreckt sich von August bis Oktober. Wegen der späten Blütezeit spielt bei Gentiana asclepiadea die Selbstbestäubung eine große Rolle, wobei sich die Narbenzungen soweit zurückrollen, dass sie mit den unteren Staubbeuteln in Kontakt kommen. Das Verbreitungsgebiet des Schwalbenwurz-Enzian umfasst die Gebirge Mittel- und Südeuropas. In den Alpen in den Randalpen recht häufig, in den Innenalpen zerstreut. Alle Pflanzenteile von Gentiana asclepiadea, besonders der „Wurzelstock“, enthält wie alle Enzian-Arten bittere Glykoside und die Droge wurde medizinisch verwendet. In der Volksheilkunde schrieb man ihm Heilkraft gegen Tollwut zu und gebrauchte ihn bei Hundebiss (Bitzwurzen), in der Tierheilkunde als Mittel gegen Klauenerkrankungen (Kloawurz). Der deutsche Trivialname Schwalbenwurz-Enzian bezieht sich auf die Ähnlichkeit mit der Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), deren Blätter ebenfalls gegenständig angeordnet sind. Weitere Volksnamen sind Blaue Kreuzwurz nach den kreuzgegenständigen Blättern, Geißleitern nach den leiterförmigen Schattenblättern, Herbst-Enzian und Hirschbrunft-Enzian nach seiner späten Blütezeit.
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