Thomas Engst

Mit dem heutigen Artportrait wird es wieder kleiner. Ganz klein um genau zu sein. Die heute vorgestellte Pflanze bildet derzeit dichte weiße Teppiche und hat seine Zeit im Jahr schon bald wieder hinter sich. Um diese Pflanze zu entdecken, muss schon etwas genauer hingeschaut werden. Die Rede ist von Draba verna, dem Frühlings-Hungerblümchen. Seiner geringen Größe zum Trotze hält diese Art ein paar erstaunliche Rekorde. So ist Draba verna die in Mitteleuropa häufigste Pflanzenart einer den Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae) angehörigen Artengruppe, welche in Mitteleuropa drei Sippen umfasst. Draba verna blüht vorwiegend von März bis Mai und ist einer der unauffälligsten und kurzlebigsten Winzlinge unter den mitteleuropäischen Blütenpflanzen.

Draba verna

Draba verna ist eine einjährige krautige Pflanze und kann Wuchshöhen von 2 bis 25 cm erreichen. Der Stängel wächst meist aufrecht, ist unverzweigt, am Grund behaart und im oberen Teil kahl. Die Laubblätter sind sämtlich grundständig und rosettig angeordnet und verkehrt-eiförmig bis lanzettlich. Auf der Oberseite und am Rand besitzen sie verzweigte oder einfache Haare.

Die Blüten sitzen in einer zuerst dichten, später locker werdenden, armblütigen Traube. Die Kelchblätter besitzen anfangs wenige, einfache Haare, später verkahlen sie zunehmend. Sie sind breit eiförmig, grün, schmal weiß hautrandig und etwa 1,5 bis 2,5 mm lang. Die Kronblätter sind meist weiß, selten auch etwas rötlich gefärbt, etwa 2 bis 5 mm lang und zweispaltig. Die Fruchtstiele besitzen eine Länge von etwa 5 bis 25 mm. Die Schötchen sind breit elliptisch bis fast kreisrund, kahl, 3 bis 11 mm lang und stehen in der Regel aufrecht ab. Sie enthalten meist 15 bis 35 etwa 0,5 mm lange Samen.

Draba verna

Das Frühlings-Hungerblümchen ist ein Therophyt, eine winterannuelle Rosettenpflanze und ein Flachwurzler. Die Blüten sind unscheinbare „Nektar führende Scheibenbumen“. Der Insektenbesuch ist spärlich, lediglich Wildbienen kommen als Bestäuber vor. Selbstbestäubung ist dagegen häufig und wird durch Schließen der Blüten während der Nacht und bei Regen gefördert. Draba verna ist lichtliebend und wächst auf mageren, trockenen Standorten. Es bevorzugt sandige, kiesige, offene Bodenflächen an Wegrändern, in Kiesgruben, Steinbrüchen und auch in Äckern.