Stefanie Weigelmeier

von Stefanie Weigelmeier. –

Wie schon vor einiger Zeit im Beitrag über die APP zum EPS erwähnt ist nun ein Büchlein erschienen:

Der Eichenprozessionsspinner. Vorkommen – Gefahr – Bekämpfung.

Ausführlich und mit anschaulichen Bildern informiert es über die Biologie von Thaumetopoea processionea, dem Eichen-Prozessionsspinner, kurz EPS.

Entomologisch ausführlich und verständlich wird von der Eiablage, den sechs Larven-Stadien, der Verpuppung und dem Falterdasein ein kompletter Zyklus beschrieben.

Die Antagonisten

Ein wichtiges und zentrales Kapitel klärt über die Antagonisten auf, also über die Tiere, die sich vom EPS ernähren (würden!, wenn sie denn in ausreichender Stärke vorhanden wären – sprich, in einem halbwegs intakten Ökosystem!). Und das sind gar nicht mal wenige! Die Larven von Chrysoperla carnea, der Grünen Florfliege, die auch im Gemüseanbau als „Schädlingsbekämpfer“ eingesetzt werden, fressen die Raupen des EPS. Mehrere Wanzen-Arten saugen mit ihren langen, strohhalm-artigen Saugrüsseln ebenfalls EPS-Raupen aus.

Chrysoperla carnea – die Larven fressen durchaus auch EPS-Raupen. c) Charles J Sharp, wikicommons.

Ein wichtiger Aspekt kommt Calosoma sycophanta und C. inquisitor, dem Großen und dem Kleinen Puppenräuber zu. Die beiden Laufkäfer-Arten sind mit ihrem Lebenszykulus besonders gut auf das Massenauftreten des EPS abgestimmt. Sowohl die Larven als auch die Imagines leben räuberisch. Die bayrische LWF hat dazu aktuell eine Kampagne.

Der Große Puppenräuber – wichtiger Laufläfer, wenn es den EPS-Raupen an den Kragen gehen soll.

Die Mitglieder der Familie der Raupenfliegen (Tachinidae) – nomen est omen – verfolgen besondere Stategien, um die EPS-Raupen zu parasitieren.
Über QR-Codes im Buch, die zu kleinen Videos führen, sieht man beispielsweise, wie eine Raupenfliege die geschlossene Prozessions-Formation unterbricht und einzelne Tiere attackiert.

Aber auch Fledermäuse und Vögel wissen, wie sie die Brennhaar-bewehrten Raupen fressen können.

Ökologische Schieflage? Antagonisten fördern!

Klar ist der EPS eine Art, die von den Begleiterscheinungen des Klimawandels profitieren. Aber das tun nicht nur „Schädlinge“ (Achtung! Label!).
Es ist nicht nur ökologische Spekulation zu sagen, in einem intakten Ökosystem wären genügend Antagonisten vorhanden, um Massenauftreten einzelner Arten einzudämmen.
Aber – einzelne Eichen in monotoner Feldflur, ohne Gehölze oder Stauden im Traufbereich, ohne Wanderkorridore, … sind schlichtweg isoliert von möglichen Antagonisten. Werden diese monotonen Feldfluren zudem insektenunfreundlich bewirtschaftet, kommt ein weiterer Faktor dazu.

Stichwort – Insektizid. Ein Insektizid wirkt (Wortstamm -zid) abtötend auf alle Insekten, nicht nur den EPS. Werden nun also, am besten großflächig, Insektizide ausgebracht, um den EPS zu bekämpfen, werden damit – richtig – auch alle anderen Insekten, die damit in Kontakt kommen, abgetötet. Und vermutlich über die Nahrungskette, auch andere Tiere, also z.B. Vögel und Fledermäuse damit in Kontakt gebracht.

EPS-Management

Und mit diesem Dilemma, das noch viel zu wenig in der kurzen Problemlösungs“strategie“ Insektizid beachtet wird, möchte ich ein weiteres zentrales Kapitel beschreiben: das EPS-Management. Hervorgehoben werden hier die Möglichkeiten, wie das Baumumfeld durch Renaturierung so gestaltet werden kann, dass sich auch EPS-Antagonisten dort wohl fühlen (nebenbei bemerkt, sind das durchaus auch Maßnahmen die zur generellen Verbesserung des Baumumfelds führen, sich also auch positiv auf den Baum selbst auswirken können).

Im Weiteren werden nach aktuellem Wissensstand verschiedene Verfahren zur Entfernung von Nestern beschrieben. Dabei bekommen die Themen für die PraktikerInnen, wie die PSA oder Einsatzmittelplanung oder UVV ebenso Raum wie der rechtliche Rahmen, der zu beachten ist.

Gute Planung und kompetente Beratung ist nötig, um für einen Standort mit Eichen und EPS die passende Maßnahmenkombination herauszuarbeiten.

EPS-Gespinstnest kurz nach dem Schlupf der Falter mit gut sichtbaren Puppenwiegen. (c) Stefanie Weigelmeier

Das Büchlein ist lesenswert für alle, die sich zum EPS informieren möchten, seien dies Baumpflegerinnen oder Schädlingsbekämpferinnen, die ihren Wissensstand aktualisieren oder neue Methoden kennen lernen möchten, Menschen in Behörden, die solche engagieren möchten, interessierte Laien, oder alle die mit Bäumen, Fortwirtschaft, Gartenbau, Baumschulen, Parks, Freizeitflächen etc zu tun haben.

Das Büchlein im Paperback-Format umfasst 109 Seiten, ist im Quelle & Meyer-Verlag erschienen und kostet 19,95€. Unter der ISBN 978-3-494-01827-0 am besten im örtlichen Buchladen bestellen.