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von Stefanie Weigelmeier. –
Der Eichenprozessionsspinner (kurz EPS) ist ein Nachtfalter, der sich seit den 1990er Jahren in Deutschland ausbreitet. Die Art ist ein Gewinner der Begleiterscheinungen des Klimawandels, von daher ist eine weitere Ausbreitung sehr wahrscheinlich.
Den mittelgroßen, nachtaktiven Falter von Thaumetopoea processionea haben vermutlich die wenigsten von uns bereits bewusst gesehen (mich eingeschlossen), jedoch das Raupenstadium hat zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Diese tragen lange weiße Brennhaare. Eigentlich wollen sie sich damit, bzw. mit dem Nesselgift Thaumetopoein, welches freigesetzt wird, wenn die Haare abbrechen, vor Fressfeinden schützen, allerdings löst der Kontakt mit den Raupen oder auch nur ihren Haaren auch beim Menschen z.T. heftige allergische Reaktionen aus (auch wenn mensch sich nicht zur Nahrungssuche den Tieren genähert haben mag).
Die Tiere und damit die Gesundheitsgefahr für uns, breitet sich aus. Dies führt dazu, dass bereits unterschiedliche Methoden und Mittel zur Entfernung auf dem Markt sind und genutzt werden.
Einige dieser Methoden haben nebenbei bemerkt auch starke negative Auswirkungen (nämlich den Tod!) für alle anderen Insekten, die damit in Kontakt kommen. Ein Insektizid wirkt (Wortstamm -zid) nämlich abtötend auf alle Insekten, nicht nur den EPS.
(aber darüber in den nächsten Tagen mehr…)
Woran es aktuell auch fehlt ist eine flächendeckende Kartierung der Vorkommen des EPS. Die Daten, die dem Umweltbundesamt vorliegen, stammen aus dem Jahr 2011! Seitdem ist viel passiert, auch beim EPS.
Eine neue APP soll nun mittels citizen science Fundpunkte sammeln.
Benutzerfreundlich kann der Fundpunkt auf einer Karte gesetzt werden. Gut ist es, zur Verifizierung noch einzweidrei Photos anzufügen. Kontaktdaten sind optional.
Die fachliche Betreuung liegt bei Herrn Prof. Dr. Wolfgang Rohe (HAWK), Büsgenweg 1A, 37077 Göttingen; Tel.: 0551-5032-243
Und hier geht’s zur App – https://eps.melden.app/
13. Juli 2020 um 8:56 am Uhr
Ein hallo in die Runde aus Frankfurt,
mir bekannte Antagonisten haben wir ja schon ziemlich dezimiert (Kukuck und Wiedehopf) wobei im Raum Rüsselsheim genauer im Bereich Trebur und Nauheim einige Sichtungen existieren sollen.
Das großflächige und vorsorgliche Sprühen ist in meinen Augen gerade in Zeiten des Artensterbens völliger Schwachsinn, zumal es nicht nachweislich erfolg bringt.
18. Juli 2020 um 5:44 pm Uhr
Hallo Herr Wenzel,
beides leider sehr richtig: den Antagonisten wird das (Über-)Leben schwer gemacht. Ihre Lebensräume werden zerstört. Das unreflektierte Versprühen von Insektiziden tötet nicht nur die EPS-Raupen, sondern auch alle anderen Insekten, die damit in Kontakt kommen, seien dies nun Antagonisten, “Nützlinge”, andere “Schädlinge”, oder auch Insekten, die nur zufällkig vor Ort waren und mit dem EPS gar nichts zu tun haben, unbeteiligte Passanten quasi…
Das neue Buche von Herrn Rohe et al. gibt umfassenden Einblick und ökologisch vertretbare Lösungsansätze.
25. Juni 2020 um 12:08 pm Uhr
Hallo Sebastian, danke für diesen Gedanken.
Jeder hat ein Recht auf Leben, auch Ixodes ricinus 😉 (allerdings hat die Spanische Wegschnecke, die meine Paprika zerfressen hat, ihr Recht darauf verwirkt, was mich dann wiederum ein paar Karma-Punkte gekostet haben mag)
Spaß beiseite.
Aus Regionen mit massivem Vorkommen des EPS höre ich, dass tatsächlich flächig gesprüht wird, was aber auch eben dazu führt, dass alle anderen Gliederfüßer an diesen Insektiziden sterben.
Gezielt und mit naturschonenden Maßnahmen die EPS-Nester zu entfernen, kann mancherorts sinnvoll sein.
Ökologisch betrachtet würde es mich interessieren, wie der Einfluß natürlicher Antagonisten (Meisen, Laufkäfer) ist.
24. Juni 2020 um 8:58 am Uhr
Ich hätte da mal eine Frage: Besteht durch das Melden von EPS Vorkommen via App nicht die Gefahr, dass die Behörden dann (bedingt durch das generierte Schwarmwissen) den Falter flächig und massiv bekämpfen? Ich meine, auch wenn wir nicht sehr begeistert vom Kontakt mit den Raupen sind… trotzdem hat auch dieses Tier ein Recht auf Leben! Oder?
18. Juli 2020 um 5:51 pm Uhr
Aktuell ist es regional betrachtet eher so, dass flächendeckend und vorsorglich gesprüht wird, bzw schon im Frühjahr gesprüht wurde. Die “Kollateralschäden” möchte ich mir gar nicht ausmalen. zzgl der Auswirkungen auf die Nahrungskette.
Ich glaube nicht, dass durch die App nun ” “die” Behörden” noch mehr sprühen ;-D
Besseres Wissen um die Art, gute Techniken die ökologisch abgewogen sind und der Wille, etwas für ein ökologischen Gleichgewicht zu tun, helfen da vielleicht eher.