Thomas Engst

Gerade in letzter Zeit, in der ich besonders sensibel auf all denMüll in  der Landschaft reagiere, frage ich mich vermehrt, ob es die sprichwörtliche und viel gepriesene “unberührte Natur” überhaupt noch gibt oder ob diese nicht schon längst ein Relikt aus längst vergangenen Tagen ist? Einer ähnlichen Frage sind Kollegen aus der Schweiz nachgegangen und haben sich in ihrem auf die Suche gemacht. Mit einem ernüchternden Ergebnis.

Wie die Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) mitteilt, sind naturbelassene Gebiete ganz ohne Infrastruktur wie Strassen, Häuser oder Skilifte in der Schweiz ebenso rar wie beliebt. Ihr größter Pluspunkt ist gleichzeitig auch ihr Verderben. Durch ihre Naturbelassenheit ziehen sich jährlich jede Menge Touristen und Tagesgäste an, die ebendieser Naturnähe abträglich sind. Laut den Ergebnissen der Forscher trifft die Bezeichnung “unberührte Natur” auf ca. 2.400 Gebiete zu, die immerhin fast ein Drittel aller Landschaftsräume bedecken. Etwa die Hälfte dieser Gebiete steht bereits national und kantonal unter Schutz, sei es durch Parks oder Bundesinventare. Die Kantone mit den höchsten Anteilen an naturnahen Flächen sind Graubünden, Uri, Glarus und Wallis. Das verwundert nicht. JEder, der schon mal die Schweiz bereist und die genannten Kantone besucht hat weiß, dass hier ein niedriger Siedlungsdruck herrscht und die Natur noch Raum zum Entfalten hat. Allerdings sind diese Ur-Kantone nicht repräsentativ für die ganze Schweiz und bilden wohl eine löbliche Ausnahme.

Allerdings gibt es auch eine Schattenseite für die Autoren der Studie (aus meiner Sicht eher das Gegenteil), so besteht der überwiegende Teil der naturnahen Freiräume aus steilen und vegetationslosen Fels- und Eisflächen in mehr als 2000 Metern Höhe, wo die Erschliessung schwierig und teuer ist. Der Anteil der naturnahen Freiflächen in Lagen unter 500 Metern Höhe ist mit 0,2 Prozent verschwindend gering. Jene Hälfte der Freiflächen, die nicht in Schutzgebieten liegt, droht mit Freizeit-, Wasserkraft- oder anderen Anlagen weiter verbaut zu werden. «Es gilt weiterhin, die noch zu Verfügung stehenden Freiräume raumplanerisch zu sichern», schreiben die Autoren. Denn der von Menschen nutzbare Raum sei begrenzt und die Landschaft für die Menschen und die Schweiz von grosser Bedeutung.

Wie sieht es aber nun in Deutschland aus? Klar, die Schweiz passt ungefähr in das Saarland und hat aufgrund ihrer geringen Bevölkerungsdichte ganz andere Voraussetzungen als wir in Deutschland aber dennoch würden mich vergleichbare Zahlen hierzulande sehr interessieren. Wie viel unberührte Natur gibt es noch in der Bundesrepublik? Wisst ihr dazu mehr (Quelle: Naturschutz.ch)?