Thomas Engst

Mit diesem Artportrait lassen wir die großen bzw. größeren Pflanzenarten für einen Moment hinter uns und schauen auf die Winzlinge des Frühjahres. Der Efeu-Ehrenpreis (Veronica hederifolia) ist eine einjährige krautige Pflanze, die bis zu 30 Zentimeter hoch werden kann. Die Stängel sind meist liegend, manchmal aber auch aufsteigend und vor allem im oberen Teil locker behaart. Sie sind direkt an der Basis verzweigt. Die breit ovalen, gekerbten, gestielten Laubblätter sind gegenständig, die sehr ähnlich aussehenden Deckblätter hingegen wechselständig angeordnet. Die Größenangabe ist bei V. hederifolia mit Vorsicht zu genießen, denn diese Pflanze besteht zu großen Teilen aus Blattmasse, die Blüte hingegen ist derart klein geraten, dass jede Fotografie von ihr zu einer wahren Geduldsprobe wird. Bleiben wir einen Moment bei den Blättern. Diese ähneln dem Gemeinen Efeu und sind der Grund für den Trivialnamen dieses Ehrenpreises. Veronica hederifolia keimt im Spätherbst oder Vorfrühling aus der obersten Bodenschicht. Die Blütezeit reicht von März bis Mai. Der Efeu- oder Efeublättrige Ehrenpreis ist ein sommer- oder winterannueller (annuell = einjährig) und frühjahrsgrüner Therophyt, d.h. seine Sämlinge überstehen die Winterkälte problemlos. Veronica hederifolia kann sogar im Winter keimen und für einige Verwirrung sorgen. Die Blüten bleiben bei Regen geschlossen. Blütenbesucher sind Bienenverwandte, aber meist findet spontane Selbstbestäubung statt. Die Staubbeutel sind nämlich bereits in der Blüte geöffnet und umschließen die Narbe. Fruchtreife ist von April bis Juni. Die Fruchtstiele sind nach der Blüte verlängert und abwärts gekrümmt.

Veronica hederifolia

Die Kapselfrüchte bleiben meist geschlossen. In der Höhlung der bis 3 Millimeter langen, großen, schüsselförmigen Samen bildet sich später eine Luftblase, sodass sie sich als Regenschwemmlinge ausbreiten können. Die Samen tragen aber auch ein Elaiosom zur Verbreitung durch Ameisen. Daneben findet Zufallsausbreitung beispielsweise durch Distelfinken statt. Außerdem ist Veronica hederifolia ein Selbstaussäer. Die Samen sind Dunkelkeimer. Veronica hederifolia kommt in fast ganz Europa vor und ist recht häufig. Darüber hinaus umfasst sein Verbreitungsgebiet auch Nordafrika, die Kanaren, Madeira, Westasien, Zentralasien und dem Kaukasusraum. Er gedeiht am besten auf lockeren, nährstoffreichen und milden Lehmböden. Man findet ihn in Hackfruchtäckern, Brachen und in Gärten. Auf Äckern ist er ein Konkurrent der Wintergerste und kann ihr Wachstum bei vermehrtem Auftreten stark behindern, was zu einem schlechten Ruf unter der Agrarflächendesignern führt.