Thomas Engst

Am 9. November 2019 jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Fast zeitgleich haben damals Naturschützer aus Ost und West auf Initiative des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) das Grüne Band entlang der innerdeutschen Grenze ins Leben gerufen. Seit 1989 arbeitet der BUND daran, den früheren Grenzstreifen zwischen der Bundesrepublik und der DDR sowohl als Grünes Band in Deutschland wie auch als ökologisches Rückgrat Europas zu sichern.

Nach Vorbild des Grünen Bands Deutschland soll hier nun ein Grünes Band Europa entstehen. (Initiative Grünes Band Europa)

Der BUND hat mit dem Grünen Band seit dem Fall der Mauer eines der größten und bedeutendsten Naturschutzprojekte Deutschlands geschaffen. Entlang des ehemaligen Todesstreifens ist das Grüne Band heute eine Lebenslinie. Es ist ein unersetzliches Rückzugsgebiet und Wanderkorridor für viele bedrohte Tiere und Pflanzen. „30 Jahre nach dem Mauerfall ist aus der innerdeutschen Grenze ist ein Symbol der Verbindung geworden. Das Grüne Band ist ein verbindendes Element für Mensch und Natur“, sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND und Mitinitiator des Grünen Bandes. „Die Artenvielfalt, die das Grüne Band in dieser Zeit hervorgebracht hat, ist bemerkenswert. Es ist mit über 1.200 gefährdeten Tier- und Pflanzenspezies eine Schatzkammer der Arten.“ Es zeigt mit Orchideen-Wiesen, Binnendünen, Heideflächen, naturnahen Wäldern, Mooren und Bächen einen Querschnitt durch deutsche Landschaften.

Das Grüne Band ist noch nicht lückenlos, der BUND setzt sich für einen flächendeckenden und verbindlichen Schutzstatus als Nationales Naturmonument ein. Zusammen mit dem Grünen Band Europa müsse der gesamte ehemalige Grenzstreifen zudem als UNESCO-Weltnatur- und Kulturerbe gesichert werden. „Der BUND wird auch weiterhin daran arbeiten, das Grüne Band zu erhalten, Lücken zu schließen und die Geschichte sichtbar zu machen“, so der BUND-Vorsitzende.

Warum das Grüne Band als Schutzgebiet so wichtig ist und unbedingt als solches anerkannt werden musste? Deswegen:

  • 1.393 km lang, bis zu 200 m breit / Höchster Punkt: Brocken im Harz (1141 m) /Niedrigster Punkt: Ostsee
  • 17 Naturräume, 146 verschiedene Lebensraumtypen
  • 17.712 ha (177 km²) Fläche. Davon ca. 12700 ha unter strengem Schutz (Bundesnaturschutzgesetzt, Nationales Naturmonument, Naturpark)
  • über 5.200 Tier- und Pflanzenarten
  • mindestens 1200 Arten der Roten Liste
  • 65 Prozent der Fläche besteht aus gefährdeten Biotoptypen
  • 87 Prozent der Fläche und 1.120 km der Länge sind noch naturnah
  • 158 Naturschutzgebiete, 3 Biosphärenreservate, 1 länderübergreifender Nationalpark, 2 Nationale Naturmonumente, dies entspricht etwa 74 Prozent der Fläche. 64 Prozent Europa-Schutzgebiete (Natura 2000)
  • ca. 12 Prozent der Fläche durch Straßen, Gewerbegebiete und intensive Landnutzung zerstört
  • ca. 450 Straßen queren das Grüne Band; 12 Mal kreuzen Autobahnen
  • auf ca. 170 km weist das Grüne Band Lücken auf, die es zu schließen gilt
  • Teil des 12.500 km langen Grünen Bandes Europa

Des Weiteren hat der BUND auf seiner Seite eine ausführliche Chronik zum Grünen Band erstellt, welche euch an der bewegten Geschichte des aktuellen Prestigeprojektes teilhaben lässt.