Thomas Engst

Die Agrarpolitik der Europäischen Union ist seit Jahren umstritten. Naturschützer bemängeln, dass anstelle von artenreichen Flächen lediglich intensiv bewirtschaftete Grünländer und Großbetriebe profitieren. Ebenso bekommt der Bauer das Geld als Flächenprämie, er muss in keinster Weise eine Gegenleistung dafür erbringen. Genaugenommen muss er nicht mal etwas auf seinen Feldern anbauen. Bauernverbände und Lobbywirtschaft finden das natürlich klasse und wollen an dem bisherigen System nichts ändern. Bei all dem Gerangel um das viele Geld ist der Naturschutz mal wieder der Leidtragende und muss sehen was am Ende übrig bleibt.

Seit einiger Zeit werden Ambitionen laut, die Agrarpolitik hinsichtlich Prämien für die Bauern zu ändern und mehr auf ökologische Aspekte zu achten. Klar, der Bauer muss dann was tun für sein Geld und auch klar, dass sich die Begeisterung der Agrarflächendesigner darüber in Grenzen hält. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat nun den Agraratlas 2019 herausgegeben und macht auf die dramatische Entwicklung und die fatalen Auswirkungen einer ganzen Branche aufmerksam. Egal wie das Kräftemessen ausgeht, eines ist sicher: die Landwirtschaft darf nicht länger der größte Massenvernichter der Artenvielfalt bleiben. Hier muss sich eine ganze Branche (knapp 1% der Deutschen) grundlegend ändern und komplette Wirtschaftsweisen auf links drehen. Klar ist aber auch, dass nicht alle Landwirte vom Affen gebissen sind. In meinem privaten und beruflichen Umfeld finden sich noch positive Beispiele, ohne deren Mitwirken der Naturschutz an manchen Stellen nicht möglich wäre.