Stefanie Weigelmeier

von Stefanie Weigelmeier –

Die Hummeln, die wir jetzt im Spätfrühling herumgondeln sehen, haben es geschafft! Sie sind Königinnen, die den Winter überlebt haben und höchstwahrscheinlich einen Platz für ihren neuen Staat gefunden haben. Doch dies bedeutet nicht, dass sie sich nun ausruhen können….

Das Hummeljahr

Die junge Königin hat einen langen Winterschlaf hinter sich. Die Paarung der Hummeln findet im Hochsommer statt. Nach der Paarung, mit meist nur einem Männchen ziehen sich die Jungköniginnen wieder in die Erde zurück und überwintern meist in lockerer Erde, in Maulwurfshügeln, Komposthausen oder ähnlichem. Ende Februar erscheinen die ersten wieder. Dabei müssen wir uns klar machen, dass dies jene sind, die den Winter überlebt haben, die nicht erfroren, von insektenfressenden Säugetiernasen aufgestöbert wurden oder die auf andere Art der Tod ereilt hat.

Baumhummel im Anflug auf die Gundelrebe (c) Stefanie Weigelmeier

Nahrungssuche

An den ersten sonnigen Tagen Mitte Ende Februar sind sie unterwegs und auf Nahrungssuche. Besonders die ersten Frühjahrsblüher, aber auch die Kätzchen der Weiden liefern proteinreichen Pollen. Nebenbei befruchten sie auch frühblühende Obstsorten wie Kirschen, Pfirsiche oder Aprikosen. Der erste Nahrungsschub dient auch dazu, die Ovarien zu aktivieren und die Eierproduktion anzuregen.
Aktuell sind‘s die Nesseln, z.B. die Goldnessel, die Nektar und Pollen bereitstellen – mit tiefem Kelch eine typische Hummel-Blüte.

Auch Hummeln sind Wildbienen

In Deutschland gibt es 41 Hummelarten (Gattung Bombus). Zwar spricht man von den „Häufigen Sieben“, die wir am häufigsten sehen, aber auch diese sind mehr als selten geworden. Interessant ist, dass es auch Kuckuckshummeln gibt (Untergattung Psithyrus). Diese verhalten sich genau wie ihre Namensgebenden Vogel-Verwandten. Dank verschiedener Anpassungs-Strategien dringen die Königinnen in das Nest ihrer Wirtsart ein und legen dort ihre Eier ab. Weil dies erst funktioniert, wenn das Wirtshummelnest schon eine gewisse Größe erreicht hat, erscheinen sie nach ihrer Wirtsart auf der Frühjahrs-Bildfläche.

Um so weit zu kommen, muss die Jungkönigin jedoch genug Pollen und Nektar finden, um ihre Ovarien zu entwickeln und die ersten Eier zu legen. Die ersten Kokons baut sie selbst, legt Futterreserven an, brütet, füttert, pflegt, zieht auf. Die Larven verpuppen sich und nach etwa 20 Tagen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen. Wenn bis dahin alles geklappt hat…

Schlehenblüten (c) R. Lorenz

Bedrohung und Schutz

Leider sind Hummeln innerhalb der Wildbienen von den massiven Bestandsrückgängen am stärksten betroffen. Gründe dafür sind vielfältig. Hummelnester befinden sich zumeist unterirdisch, sie nutzen Nagerbauten oder Hohlräume unter Baumwurzeln oder in Hecken. Sie brauchen daher ungestörte Flächen mit vielen Blüten…

Kurze Wege

Ein reichhaltiges Blütenangebot schon im zeitigen Frühjahr ist wichtig, damit die Jungköniginnen einen guten Start haben. Artenreiche Saumstrukturen müssen gefördert werden, der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden beeinträchtigt nicht nur die Sechsbeiner.

Apropos kurze Wege – die Königin brütet ihr ersten Eier bei einer konstanten Temperatur von 30-33 °C selbst aus. Diese Temperatur wurde auch an den sonnigsten Frühjahrstagen nicht annähernd erreicht. Zum Brüten erhöht die Königin daher die Temperatur in ihrem Brustsegment auf 38 °C. Dazu benötigt sie die Zuckermenge, die in etwa ihrem Körpergewicht entspricht und hierfür muss sie 6.000 (!) Blüten angeflogen haben.

Faszinierende Tiere! Ich könnte ewig schreiben… Geweckt hat diese Begeisterung ein neuerliches Buchgeschenk „Und sie fliegt doch“ von Dave Goulson (Thomas hat darüber auch schon geschrieben). Momentan begnüge ich mich damit, die Tiere mit dem Fernglas zu beobachten, Schnappschüsse zu machen (sie sind unglaublich schnell und ihr Flug schwer vorhersehbar). Zur Bestimmung unters Binokular kommen aktuell nur Todfunde – denn: das sind ja alles die Königinnen!

Zum Abschluß eine Aufgabe: achte bei Deinem nächsten Spaziergang darauf, in welchem Umkreis Du 6.000 Blüten findest. Bedenke dabei: nicht alle Blüten tragen Nektar oder Pollen und sind Hummel-geeignet.

Steinhummel auf Ginster (c) R. Lorenz